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Siegfried Reinhardt


Sintpertstr. 15



Geburtsdatum:
31.01.1926
Geburtsort:
Schaffhausen
Todesort:
KZ Mittelbau-Dora
Opfergruppe:
Sinti und Roma
Form:
Erinnerungszeichen (Stele)
Anbringung:
18.03.2021
Stadtteil:
Obergiesing - Fasangarten

Siegfried Reinhardt kam am 31. Januar 1926 als Sohn des Kapellmeisters Rudolf Reinhardt und seiner Frau Anna in Schaffhausen auf die Welt. Er hatte fünf jüngere Geschwister: Herbrecht Josef, Martin, Margarete, Rigo und Adolf. In der NS-Zeit wurden Siegfried Reinhardt und seine Familie als Sinti verfolgt. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs durften sie sich als „Zigeunerinnen“ und „Zigeuner“ nicht mehr frei bewegen. Die Familie lebte zu dieser Zeit in Fürstenfeldbruck: „Es war herrlich dort draußen. Als der Winter kam[,] saß ich an sehr kalten Tagen in der Stube und zeichnete oder sägte Figuren aus“, schrieb Siegfried Reinhardt später in seinem Lebenslauf. 1940 zog die Familie nach München. Ihren letzten Wohnsitz hatte sie in der Perlacher Straße 100 (heute Sintpertstraße 9 bis 15) in einer Gartenkolonie.
1942 wurde die Familie getrennt: Im Juli ließ die Münchner Kriminalpolizei Siegfried Reinhardts Vater Rudolf in das Konzentrationslager Flossenbürg deportieren; nur wenige Monate später ermordete ihn die SS. Ebenfalls 1942 wurden die Geschwister Herbrecht, Martin und Margarete in Erziehungsheime eingewiesen. Siegfried Reinhardt wurde auffällig und blieb mehrmals der Schule fern. Er wurde am 20. November 1942 verhaftet, erhielt eine Jugendstrafe und wurde in das Gefängnis München-Stadelheim eingeliefert. Dort schrieb er seinen Lebenslauf: „[I]n München […] besuchte ich die 8. Klaße [sic][...], aus der ich heuer entlassen wurde. Ich werde dann den Beruf eines Kellners ergreifen und hoffe so, etwas richtiges zu werden.“
Am 15. April 1944 verschleppte die Gestapo Siegfried Reinhardt in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und von dort aus weiter nach Mittelbau-Dora, ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald. Dort musste der 18-Jährige unter unbeschreiblichen Bedingungen beim Aufbau einer unterirdischen Rüstungsfabrik schwerste Zwangsarbeit leisten. Im März 1945 war Siegfried Reinhardt einige Tage im Häftlingskrankenbau. Danach verliert sich seine Spur. Auch seine Mutter und seine Geschwister überlebten den Völkermord an den Sinti und Roma nicht. (Text Sarah Grandke, Lektorat C. Fritsche)

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