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Rudolf Reinhardt


Sintpertstr. 15



Geburtsdatum:
26.01.1899
Geburtsort:
Hüffenhardt
Todesdatum:
31.10.1942
Todesort:
KZ Mauthausen-Gusen
Opfergruppe:
Sinti und Roma
Form:
Erinnerungszeichen (Stele)
Anbringung:
18.03.2021
Stadtteil:
Obergiesing - Fasangarten

Rudolf Reinhardt wurde am 26. Januar 1899 im badischen Hüffenhardt bei Ansbach geboren. Er wurde Musiker und gab als Kapellmeister vor allem in Süddeutschland Konzerte. 1925 heiratete er Anna Bamberger. Das Paar bekam sechs Kinder: Siegfried, 1926 in Schaffhausen geboren, Herbrecht Josef, 1927 in Stuttgart geboren, Martin, 1928 in Karlsruhe geboren, Margarete, 1929 in München geboren, Rigo, 1931 in Stuttgart geboren, und schließlich das Nesthäkchen Adolf, 1941 in München geboren. Eine Freundin der Familie berichtete von dem großen musikalischen Talent aller Familienmitglieder und einem harmonischen Miteinander.
Als Sinti wurden Rudolf Reinhardt und seine Familie in der NS-Zeit immer weiter eingeschränkt. Als „Zigeunerinnen“ und „Zigeuner“ unterlagen sie denselben rassistischen Bestimmungen wie Jüdinnen und Juden. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs durften sich Sinti und Roma nicht mehr frei bewegen: Nach dem „Festsetzungserlass“ vom 17. Oktober 1939 mussten sie an dem Aufenthaltsort bleiben, an dem sie sich zum Zeitpunkt des Erlasses befanden. Im Sommer 1940 konnte die Familie Reinhardt von Fürstenfeldbruck nach München ziehen. Ihren letzten Wohnsitz hatte sie in der Perlacher Straße 100 (heute Sintpertstraße 9 bis 15) in einer Gartenkolonie.
Rudolf Reinhardt wurde zunächst zur Wehrmacht eingezogen, als Sinto aber 1941 als „wehrunwürdig“ entlassen. 1942 wurde er von seiner Familie getrennt: Am 27. Juli ließ die Münchner Kriminalpolizei Rudolf Reinhardt in das Konzentrationslager Flossenbürg deportieren. Wenig später überstellte ihn die SS in das Konzentrationslager Mauthausen-Gusen bei Linz. Hier musste Rudolf Reinhardt unmenschliche Zwangsarbeit verrichten. Die Gefangenen wurden in einem Steinbruch geschunden; die Todesrate war sehr hoch. Rudolf Reinhardt wurde am 31. Oktober 1942 ermordet.
Auch Rudolf Reinhardts Familie überlebte den Völkermord an den Sinti und Roma nicht. Seine Kinder Herbrecht, Martin, Margarete, Rigo und Adolf ermordete die SS im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Sein ältester Sohn Siegfried und seine Frau Anna Reinhardt starben kurz vor der Befreiung im Frühjahr 1945.(Text Sarah Grandke, Lektorat C. Fritsche)

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