Margarete Reinhardt wurde am 4. November 1929 als Tochter von Anna und Rudolf Reinhardt in München geboren. Ihr Vater war Kapellmeister und trat in ganz Süddeutschland auf. Margarete hatte fünf Brüder: Siegfried, Herbrecht Josef, Martin, Rigo und Adolf. Eine Freundin der Familie berichtete von dem großen musikalischen Talent aller Familienmitglieder und einem harmonischen Miteinander.
Als Sinti wurden Margarete Reinhardt und ihre Familie in der NS-Zeit immer weiter eingeschränkt. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs durften sich „Zigeunerinnen“ und „Zigeuner“ nicht mehr frei bewegen: Nach dem „Festsetzungserlass“ vom 17. Oktober 1939 mussten sie an dem Aufenthaltsort bleiben, an dem sie sich zum Zeitpunkt des Erlasses befanden. Im Sommer 1940 konnte die Familie Reinhardt nach München ziehen. Ihren letzten Wohnsitz hatte sie in der Perlacher Straße 100 (heute Sintpertstraße 9 bis 15) in einer Gartenkolonie.
1942 wurde die Familie auseinandergerissen: Die Kriminalpolizei verschleppte Margaretes Vater Rudolf Reinhardt im Sommer 1942 in das Konzentrationslager Flossenbürg; die SS ermordete ihn nur wenige Monate später. Die zwölfjährige Margarete Reinhardt wurde am 22. September 1942 in das Clemens-Maria-Kinderheim in der Münchner Spixstraße 14 gebracht. Auch ihre Brüder Herbrecht und Martin kamen in ein Heim. Grundsätzlich mussten in der NS-Zeit zahlreiche junge Sinti und Roma ihre Familien verlassen und wurden zwangsweise in Erziehungsheime eingewiesen – angeblich um die vermeintlich stets Reisenden zu einem sesshaften Leben zu bewegen. Am 8. März 1943 brachte die Kriminalpolizei Margarete zusammen mit ihrer Mutter und den Brüdern Herbrecht, Martin, Rigo und Adolf in das Polizeigefängnis in der Ettstraße. Fünf Tage später wurden sie in Viehwaggons ins „Zigeunerlager“ des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort ermordete sie die SS im Frühjahr 1944. Auch ihre Mutter und ihre Brüder überlebten den Völkermord an den Sinti und Roma nicht. (Text Sarah Grandke, Lektorat C. Fritsche)