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Erinnerungszeichen für Opfer des Nationalsozialismus

Mit Erinnerungszeichen gedenken wir jenen Menschen, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. In München verloren mehr als 10.000 Frauen, Männer und Kinder während der NS-Diktatur ihr Leben aufgrund rassistischer, politischer und religiöser Verfolgung, wegen ihrer sexuellen Orientierung, ihrer tatsächlichen oder angeblichen Krankheiten oder ihres unangepassten Verhaltens. Mit den Erinnerungszeichen geben wir den heute meist vergessenen Opfern der NS-Verfolgung an ihren ehemaligen Wohnorten und früheren Wirkungsstätten zumindest symbolischen einen Platz in unserer Stadtgesellschaft zurück.

Die Erinnerungszeichen sind ein Projekt der Landeshauptstadt München. Sie basieren auf den Entwürfen des Münchner Designers Prof. Kilian Stauss. Erinnerungszeichen bestehen aus gebürstetem Edelstahl und sind vergoldet. Es gibt sie in zwei Ausführungen – als Wandtafeln an Fassaden und als Stelen auf öffentlichem Grund. Sie enthalten die wichtigsten Lebensdaten, Angaben über die Verfolgung und das Schicksal und – falls vorhanden – auch ein Bild. Texte und Bilder werden mit einem Laser in das Metall eingeschnitten. Durch die gelochte Oberfläche können die Informationen auch ertastet werden.

Erinnerungs- zeichen setzen

Mit jeder neuen Tafel und Stele wird das Netz der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus in München enger geknüpft. Erinnerungszeichen werden nur auf Antrag gesetzt. Für die Bearbeitung der Anträge ist die Abteilung Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München zuständig.

Jede und Jeder kann ein Erinnerungszeichen initiieren. Viele Anträge werden von Angehörigen oder Freunden der betroffenen Familien gestellt, von heutigen Anwohner*innen und Hauseigentümer*innen, Schüler*innen und Mitgliedern des Stadtrats. Oft sind es auch Institutionen, Organisationen und Vereine, wie zum Beispiel Firmen und Baugenossenschaften, Geschichtswerkstätten oder die Bezirksausschüsse, die sich engagieren.

Erinnerungszeichen können beantragt werden für Personen, die auf Grund nationalsozialistischer Verfolgung ihr Leben verloren haben und die zwischen dem 30. Januar 1933 und 8. Mai 1945 in den heutigen geografischen Grenzen der Landeshauptstadt München lebten sowie für Menschen, die in München verfolgungsbedingt ums Leben gekommen sind.
Zweifelsfälle werden durch einen Fachbeirat entschieden. Dies gilt grundsätzlich für Funktionsträger des NS-Regimes sowie Mitglieder der NSDAP und ihrer Gliederungen, die Opfer des NS-Regimes wurden.

Für jede Person ist ein eigener formloser Antrag zu stellen, in dem (soweit bekannt) folgende Angaben enthalten sind:

  • die vollständigen Lebensdaten (Name, Vorname, Geburtsname, Geburtsdatum und -ort),
  • die Verfolgungs- und Todesumstände sowie
  • das Todesdatum und der Todesort
     

Die Angaben von Ehepaaren und Eltern mit ihren Kindern können in einem Antrag zusammen gefasst werden. Schicken Sie Ihren Antrag per Post oder E-Mail an:
 

Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Public History
Burgstraße 4
80331 München
Email: erinnerungszeichen@muenchen.de

Die Herstellungskosten für ein vergoldetes Erinnerungszeichen belaufen sich auf 600 €, die Stelen und Tafeln aus Edelstahl, auf denen sie angebracht werden kosten 1.200 €. Die Kosten für ein Erinnerungszeichen an einem Standort betragen demnach 1.800 €, für zwei Erinnerungszeichen an einem Ort 2.400 €.

Es ist den Antragsteller*innen freigestellt, ob und in welcher Höhe sie sich an diesen Kosten beteiligen, die Landeshauptstadt München übernimmt den Restbetrag. Auch die Kosten für Aufstellung und Reinigung werden von der Landeshauptstadt München getragen.

Teil des Projekts werden

Viele verschiedene Menschen engagieren sich rund um die Erinnerungszeichen:

Die Mitglieder der ErinnerungsWerkstatt München e.V. recherchieren und verfassen Lebensgeschichten von Münchner Opfern des Nationalsozialismus. An mehreren Münchner Schulen werden in Seminaren unter Anleitung von Public History München Biografien erforscht. Die Auszubildenden der größten Münchner Wohnungsbaugenossenschaft GEWOFAG recherchieren zu den früheren Mieter*innen der GEWOFAG. Diverse Geschichtsinitiativen erarbeiten die Lebensgeschichten der NS-Opfer in ihren Stadtteilen, die Münchner Kammerspiele erforschen die Geschichten verfolgten Mitarbeiter*innen. Auch Angehörige von Opfern, münchner Hauseigentümer*innen und Anwohner*innen sind aktiv.

Aus all diesen Projekten entstehen Erinnerungszeichen. Beteiligen auch Sie sich an an der Erinnerungsarbeit rund um die Münchner Opfer des Nationalsozialismus. Kontaktieren Sie uns, wenn Sie Anschluss an ein Projekt in Ihrer Nähe suchen.

 

Sprechen Sie uns an, wenn Sie die Kosten für ein Erinnerungszeichen übernehmen wollen oder wenn sie sich durch eine Spende an dem Projekt beteiligen wollen. Als Patin oder Pate eines oder mehrerer Erinnerungszeichen können Sie sich auch an der Reinigung und dem Erhalt der Erinnerungszeichen beteiligen.

„Gebt der Erinnerung Namen“ forderte Saul Friedländer, als er 1998 den Geschwister-Scholl-Preis für sein Buch „Das Dritte Reich und die Juden“ entgegennahm. Mehr als zwanzig Jahre später kennen wir einen Großteil der Namen jener Kinder, Frauen und Männer, die von den Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 in Deutschland verfolgt und ermordet wurden. Darüber hinaus wissen wir meist jedoch nur wenig über ihr Leben.

 

2018 haben sich historisch interessierte Personen zur ErinnerungsWerkstatt München zusammengeschlossen. Im Sinne Friedländers soll den Verfolgten nicht nur ein Namen geben, sondern auch ihre Geschichten erzählt und auf der Internetseite des Vereins veröffentlicht werden.

 

Haben Sie Interesse mitzuarbeiten? Dann kommen Sie zu den öffentlichen Treffen oder besuchen Sie eine unserer Veranstaltungen, der Eintritt ist frei. Informationen finden Sie auf der Website des Vereins. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

 

Kontakt: info@erinnerungswerkstatt-muenchen.de

Public History München

Zuständig für die Erinnerungszeichen ist die Abteilung Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Dort werden die Anträge geprüft und bearbeitet. Initiator*innen erhalten Unterstützung bei ihren Recherchen.

Als Grundlage zur Erfassung der Namen aller Münchner Todesopfer des Nationalsozialismus unterhält Public History München eine Datenbank und organisiert in enger Zusammenarbeit mit Verbänden, Schulen sowie Trägern der Bildungs- und Erinnerungsarbeit themenspezifische Veranstaltungen, wie beispielsweise Seminare, Workshops oder Kolloquien.

Fachbeirat

Dem Projekt Erinnerungszeichen ist ein Fachbeirat zur Seite gestellt, der bei grundlegenden Projektfragen berät und der in strittigen Einzelfällen verbindliche Entscheidungen trifft und diese in der Öffentlichkeit vertritt. Der Beirat besteht aus folgenden Wissenschaftler*innen und Mitgliedern der im Stadtrat vertretenen Fraktionen (Stand: 1.7.2023):

 

Erinnerungs-zeichen in anderen Städten

Immer mehr Städte und Gemeinden setzen bei ihrer Suche nach einer würdevollen Form des dezentralen Gedenkens an die Opfer der NS-Verbrechen auf die Erinnerungszeichen. Die Landeshauptstadt München begrüßt dieses rege Interesse. Gemeinsam mit dem Urheber der Erinnerungszeichen, Prof. Kilian Stauss, fördern wir deshalb die Entstehung weiterer Erinnerungszeichen in anderen Städten. Erinnerungszeichen außerhalb von München gibt es bereits in Ingolstadt und Oldenburg. Sprechen Sie uns an, wir helfen Ihnen gerne dabei, auch in Ihrer Stadt Erinnerungszeichen für die Opfer des Nationalsozialismus zu setzen.

Erinnerungszeichen in Ingolstadt

Erinnerungszeichen Oldenburg