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Anna Reinhardt, geb. Bamberger


Sintpertstr. 15



Geburtsdatum:
18.02.1906
Geburtsort:
Gleiwitz, Kr. Kattowitz, Oberschlesien
Todesdatum:
14.03.1945
Todesort:
KZ Bergen-Belsen
Opfergruppe:
Sinti und Roma
Form:
Erinnerungszeichen (Stele)
Anbringung:
18.03.2021
Stadtteil:
Obergiesing - Fasangarten

Anna Bamberger wurde am 18. Februar 1906 in Gleiwitz (heute Gliwice) geboren. 1925 heiratete sie den Kapellmeister Rudolf Reinhardt. Das Paar bekam sechs Kinder: Siegfried, Herbrecht Josef, Martin, Margarete, Rigo und Adolf. Eine Freundin der Familie berichtete von dem großen musikalischen Talent aller Familienmitglieder und einem harmonischen Miteinander.
Als Sinti wurden Anna Reinhardt und ihre Familie in der NS-Zeit verfolgt. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs durften sich „Zigeunerinnen“ und „Zigeuner“ nicht mehr frei bewegen, sondern mussten an dem Ort bleiben, an dem sie sich gerade befanden. Im Sommer 1940 konnte die Familie Reinhardt von Fürstenfeldbruck nach München ziehen. Ihre letzte Adresse war die Perlacher Straße 100 (heute Sintpertstraße 9 bis 15) in einer Gartenkolonie.
1942 wurde die Familie getrennt: Anna Reinhardts Mann Rudolf wurde in das Konzentrationslager Flossenbürg deportiert; die SS ermordete ihn nur wenige Monate später. Martin und Herbrecht kamen in das Piusheim in Glonn, Margarete in ein Kinderheim in München. Den ältesten Sohn Siegfried verhaftete die Polizei. Am 8. März 1943 ließ die Kriminalpolizei Anna Reinhardt mit ihren jüngsten Kindern Adolf und Rigo in das Polizeigefängnis Ettstraße bringen. Fünf Tage später wurden sie zusammen mit anderen Münchner Sinti und Roma ins „Zigeunerlager“ des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau deportiert. Anna Reinhardt musste miterleben, wie fünf ihrer sechs Kinder dort ermordet wurden.
Ab Mai 1944 musste Anna Reinhardt in verschiedenen KZ-Außenlagern Zwangsarbeit leisten, unter anderem in Altenburg. Hier wurden Panzerfäuste und Granatmunition hergestellt. Die aus rassistischen Gründen verfolgten Häftlinge wie Anna Reinhardt mussten vor allem extrem gesundheitsgefährdende Arbeiten wie das Abfüllen von Sprengstoff übernehmen. Am 1. März 1945 verschleppte die SS Anna Reinhardt zusammen mit ihrer Schwester Adelheid Bamberger in das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Dort verliert sich ihre Spur. Erzählungen zufolge kamen die Schwestern kurz vor der Befreiung gewaltsam ums Leben. (Text Sarah Grandke, Lektorat C. Fritsche)

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