Adolf Reinhardt wurde am 6. August 1941 als Sohn des einstigen Musikers Rudolf Reinhardt und seiner Frau Anna geboren. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Nationalsozialisten seinen Eltern als „Zigeunern“ jegliche Lebensgrundlage genommen. Adolf hatte fünf ältere Geschwister: Siegfried, Herbrecht Josef, Martin, Margarete und Rigo. Eine Freundin der Familie berichtete von dem großen musikalischen Talent aller Familienmitglieder und einem harmonischen Miteinander. Ihren letzten Wohnsitz hatte die Familie Reinhardt in der Perlacher Straße 100 (heute Sintpertstraße 9 bis 15) in einer Gartenkolonie.
Noch vor Adolfs erstem Geburtstag wurde seine Familie getrennt: Die Münchner Kriminalpolizei ließ seinen Vater im Juli 1942 in das Konzentrationslager Flossenbürg verschleppen; nur wenige Monate später ermordete ihn die SS. Seine Geschwister Herbrecht, Martin und Margarete wurden im selben Jahr in Erziehungsheime eingewiesen. Am 8. März 1943 brachte die Kriminalpolizei München Adolfs Mutter Anna Reinhardt, ihn selbst und seinen Bruder Rigo in das Polizeigefängnis Ettstraße. Fünf Tage später wurden sie zusammen mit weiteren Sinti und Roma aus München und Umgebung „nach Osten“ deportiert: An einen Wehrmachtstransport wurden vier Güterwaggons mit „Zigeunerinnen“ und „Zigeunern“ angekoppelt. Von den 141 im Frühjahr 1943 aus München verschleppten Sinti und Roma war rund ein Viertel jünger als zehn Jahre. Die Deportierten kamen in das „Zigeunerlager“ im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Von den insgesamt über 22.000 dorthin verschleppten Sinti und Roma ermordete die SS etwa 19.000 oder ließ sie an den Folgen von Hunger, Krankheit und Misshandlungen sterben. Adolf Reinhardt erlag 1943 den fürchterlichen Bedingungen. In den offiziellen Unterlagen werden zwei unterschiedliche Todesdaten genannt: der 23. Mai und der 3. November. Auch Adolfs Mutter und seine Geschwister überlebten den Völkermord an den Sinti und Roma nicht .(Text Sarah Grandke, Lektorat C. Fritsche)