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Martin Reinhardt


Sintpertstr. 15



Geburtsdatum:
21.11.1928
Geburtsort:
Karlsruhe
Todesdatum:
20.04.1944
Todesort:
KZ Auschwitz-Birkenau
Opfergruppe:
Sinti und Roma
Form:
Erinnerungszeichen (Stele)
Anbringung:
18.03.2021
Stadtteil:
Obergiesing - Fasangarten

Martin Reinhardt wurde am 21. November 1928 in Karlsruhe geboren. Er hatte fünf Geschwister: Siegfried, Herbrecht Josef, Margarete, Rigo und Adolf. Sein Vater Rudolf Reinhardt war Kapellmeister, seine Mutter Anna begleitete ihn mit den Kindern auf den Konzertreisen. Eine Freundin der Familie berichtete von dem großen musikalischen Talent aller Familienmitglieder und einem harmonischen Miteinander.
Weil sie Sinti waren, wurden Martin Reinhardt und seine Familie in der NS-Zeit immer weiter eingeschränkt. 1940 zog die Familie von Fürstenfeldbruck nach München. Ihre letzte Adresse war die Perlacher Straße 100 (heute Sintpertstraße 9 bis 15) in einer Gartenkolonie. 1942 wurde die Familie Reinhardt auseinandergerissen: Die Kriminalpolizei ließ Martins Vater Rudolf Reinhardt im Sommer 1942 in das Konzentrationslager Flossenbürg deportieren; die SS ermordete ihn nur wenige Monate später. Im selben Jahr wurde Martin zusammen mit seinem älteren Bruder Herbrecht in das Piusheim bei Glonn eingewiesen. Als „minderwertige“ Kinder waren sie dort brutalen Prügel- und Arreststrafen ausgesetzt. Am 8. März 1943 übergab die Heimleitung die Brüder der Kriminalpolizei München. Zusammen mit ihrer Mutter Anna Reinhardt und ihren Geschwistern Margarete, Rigo und Adolf wurden sie fünf Tage später in das „Zigeunerlager“ des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau deportiert.
Im November 1943 forderte der Bakteriologe Professor Eugen Haagen Gefangene für medizinische Versuche mit einem Fleckfieberimpfstoff an. Daraufhin wurde Martin Reinhardt ins Konzentrationslager Natzweiler-Struthof überstellt. Haagen beschwerte sich jedoch über das „Häftlingsmaterial“: „Von den 100 Häftlingen […] sind auf dem Transport bereits 18 verstorben. Nur 12 befinden sich in einem Zustand, der sie für die Versuche geeignet erscheinen lässt, vorausgesetzt, daß sie zunächst in einen guten Kräftezustand versetzt werden.“ Nach nicht einmal einem Monat wurde Martin Reinhardt in das über 1.000 Kilometer entfernte KZ Auschwitz zurücktransportiert. Im Frühjahr 1944 ermordete die SS den 15-Jährigen. Auch seine Mutter und seine Geschwister überlebten den Völkermord an den Sinti und Roma nicht. (Text Sarah Grandke, Lektorat C. Fritsche)

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