Anita Hoffmann kam am 21. Januar 1926 in dem Dorf Neu-Hochstädt (heute Oleksandropil) bei Nikopol im Südosten der heutigen Ukraine zur Welt. Sie war die Tochter von Eduard Hoffmann aus Neu-Hochstädt und Emma Hoffman, geborene Knelsen, die aus Pryschyb bei Melitopol stammte. Die Familie lebte in einer Siedlung von deutschen Kolonialist*innen im Gebiet Dnipropetrowsk. Über Anita Hoffmanns Kindheit und ihre Schulzeit kann nur gemutmaßt werden. Als junges Mädchen erlebte sie eine schwere Hungersnot in der Sowjetunion, den Holodomor sowie stalinistische Repressionen und den Vernichtungskrieg der Deutschen gegen die Sowjetunion. Ab 1941 besetzte die Wehrmacht die Region, in der sie lebte. Wie Anita Hoffmann nach Deutschland kam, ist unbekannt. Seit dem 17. März 1943 war sie im Lager des Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) in Neuaubing untergebracht, ein Barackenlager an der heutigen Ehrenbürgstraße. Sie arbeitete dort vermutlich als Küchenhilfe. Mit dem Reichsbahnausbesserungswerk und dem Flugzeugwerk Dornier war Neuaubing in der NS-Zeit ein Zentrum der Zwangsarbeit: Dort und im Umkreis wurden insgesamt über 9.000 Zwangsarbeiter*innen eingesetzt. Anita Hoffmann starb kurz vor ihrem 18. Geburtstag am 14. Dezember 1943 im Krankenhaus links der Isar. Als Todesursache sind auf ihrer Sterbeurkunde Kreislaufschwäche und Blutvergiftung nach einem Schwangerschaftsabbruch angegeben. Ob es sich um eine Zwangsabtreibung handelte, ist aus den Quellen nicht ersichtlich. Aus rassenideologischen und ökonomischen Gründen wurden im Deutschen Reich Zwangsarbeiter*innen aus Polen und der Sowjetunion jedoch oft zu Opfern solcher Eingriffe. Anita Hoffmann wurde auf dem Münchner Westfriedhof beerdigt. (Text: Christiane Fritsche, Lektorat: NS-Dokumentationszentrum München)