Titelbild Biografien
Biografie Detailseite 1

Anneliese Nora van Wien


Luisenstr. 7

Geburtsdatum:
18.12.1908
Geburtsort:
München
Todesdatum:
20.09.1940
Todesort:
Tötungsanstalt Hartheim
Opfergruppe:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte; Opfer der Krankenmorde
Form:
Erinnerungszeichen (Tafel)
Anbringung:
23.11.2022

Anneliese Nora van Wien erblickte am 18. Dezember 1908 in München das Licht der Welt. Sie war die Tochter des jüdischen Rechtsanwalts Bernhard van Wien und seiner Frau Agathe. Anneliese wuchs zusammen mit ihren zwei Brüdern Dietrich und Robert auf. Sie besuchte von September 1919 bis März 1926 das Luisengymnasium und zeigte großes Interesse an künstlerischen Fächern und an Sprachen. Nach dem Abitur studierte sie Pharmazie und arbeitete anschließend als Pharmaziepraktikantin in der Theresien-Apotheke sowie in der Mohrenapotheke.
Im Oktober 1936 emigrierte Anneliese van Wien in das südafrikanische Johannesburg und glaubte der nationalsozialistischen Verfolgung entkommen zu sein. Nach einem Krankenhausaufenthalt kehrte sie jedoch im Juli 1938 nach München zurück. Ein Bericht des Städtischen Gesundheitsamts nennt als Grund den Ausbruch von „Schizophrenie“. Anneliese van Wien lebte zunächst wieder in der Kaulbachstraße 33 bei ihrer Mutter, die dort eine Zimmervermietung betrieb. Am 6. September 1938 wurde sie in die Psychiatrische und Nervenklinik der Universität eingeliefert. Sie stand nun unter der Pflegschaft des jüdischen Rechtsanwalts Albert Oppenheim. Nur wenige Tage später, am 19. September 1938, kam Anneliese van Wien in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar. Dort wurde die 30-Jährige am 23. März 1939 zwangssterilisiert. Am 20. September 1940 wurde sie schließlich mit 190 anderen jüdischen Patientinnen und Patienten in die „Euthanasie“-Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert, wo sie am gleichen Tag oder einige Tage später mit Kohlenmonoxid ermordet wurde.
Anneliese van Wiens Bruder Robert war 1935 gestorben, ihr Vater bereits 1927. Ihre Mutter Agathe van Wien deportierte die Gestapo am 3. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt und von dort zwei Monate später in den Tod, in das Vernichtungslager Treblinka. Nur ihrem Bruder Dietrich gelang mit seiner Familie die Emigration in die USA. Seine Frau Anneliese van Wien verfasste für ihre gleichnamige Schwägerin in Yad Vashem eine Page of Testimony. (Text: Sibylle von Tiedemann; Lektorat: C.Fritsche)

Erinnerungszeichen für Schülerinnen des Luisengymnasiums

Zum 200. Jahrestag seiner Gründung veranstaltete das Luisengymnasium eine Gedenkveranstaltung, um an 20 ehemalige Schülerinnen zu erinnern, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.

Zur Veranstaltung

Weitere Erinnerungszeichen an diesem Ort