Elisabeth Kohn kam am 11. Februar 1902 in München zur Welt. Ihre Eltern Olga und Heinrich Kohn betrieben eine Getreide- und Futtermittelgroßhandlung. Seit 1914 lebte die Familie in der Loristraße 7. Ebenso wie ihre zwei Jahre jüngere Schwester, die Künstlerin Maria Luiko, besuchte Elisabeth das Luisengymnasium und legte dort 1921 das Abitur ab. Sie studierte in München Jura, belegte zusätzlich aber auch Seminare in Philosophie, Psychologie, Pädagogik, Philologie und Kunstgeschichte und besuchte Vorlesungen am Anatomischen Institut. 1924 promovierte sie – in dieser Zeit für eine Frau eine große Ausnahme. Nach ihrem Vorbereitungsdienst erhielt sie im November 1928 ihre Zulassung als Rechtsanwältin und trat in die Kanzlei Hirschberg, Löwenfeld und Regensteiner ein, die sich auf politische Strafprozesse konzentrierte.
Mit Beginn der NS-Herrschaft änderte sich das Leben von Elisabeth Kohn radikal: Das Justizministerium entzog ihr im August 1933 die Zulassung. Ihr Einspruch wurde mit der Bemerkung abgelehnt, sie sei „jung und ledig“ und könne „in irgendeinem Frauenberuf unterkommen“. Elisabeth Kohn fand Arbeit in der Fürsorgeabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde und gab Kurse zur Vorbereitung auf die Emigration nach Palästina. Im September 1939 mussten Elisabeth Kohn, ihre Schwester Marie Luise und ihre verwitwete Mutter in eine Wohnung in einem „Judenhaus“ in der Frundsbergstraße 8 ziehen. Später kamen sie in einem „Judenhaus“ in der Leopoldstraße 42 unter. Weil sie ihre Mutter nicht allein lassen wollten, zögerten Elisabeth Kohn und ihre Schwester die Entscheidung zur Emigration lange hinaus. Anfang der 1940er Jahre war es zu spät: Am 8. November 1941 erhielt Elisabeth Kohn den Deportationsbescheid mit dem Hinweis, „mit Mutter und Schwester ab Dienstag fahrbereit zu sein“. Keine zwei Wochen später verschleppte die Gestapo Elisabeth, Marie Luise und Olga Kohn zusammen mit rund 1.000 weiteren jüdischen Münchnerinnen und Münchnern nach Kaunas. Am 25. November 1941 erschoss ein SS-Sonderkommando alle Deportierten. (Text Ingrid Reuther; Lektorat C. Fritsche)