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Alfred Sänger


Franz-Josef-Strauß-Ring 4

Geburtsdatum:
03.09.1894
Geburtsort:
Augsburg
Todesdatum:
25.11.1941
Todesort:
Kaunas
Opfergruppe:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte
Form:
Erinnerungszeichen (Stele)
Anbringung:
25.05.2023

Mein Verwandter Alfred Sänger kam als Sohn von Julius Sänger und seiner Frau Rosa, geborene Einstein, am 3. September 1894 in Augsburg zur Welt. Die jüdische Familie lebte seit 1881 dort. Auch Alfreds Geschwister Berta, Siegfried Friedrich (Fritz), Else (Elsie) und Stephan Franz wurden in Augsburg geboren. Alfred besuchte das Realgymnasium in Augsburg. Erhalten gebliebene Fotos zeigen eine glückliche Familie.
Mit Erlaubnis seines Vaters begann Alfred Sänger 1913 ein Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule in München. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterbrach er sein Studium und meldete sich, wie viele deutsche Männer, freiwillig zum Militärdienst. Er diente im 4. Feldartillerieregiment, erlitt 1915 eine schwere Knieverletzung und kämpfte nach seiner Genesung an der Westfront, wie aus einem Brief an die Universität hervorgeht. 1918 wurde ihm das Eiserne Kreuz verliehen. Nach dem Krieg diente Alfred Sänger in der Armee-Reserve und wurde zum Leutnant befördert – für Juden in dieser Zeit eine große Ausnahme. 1918 nahm Alfred Sänger sein Studium wieder auf und legte drei Jahre später erfolgreich seine Diplomprüfung als Bauingenieur ab. 1926 hielt er sich ein Jahr lang in Rumänien auf, um beim Bau des Teliu-Tunnels mitzuwirken. Zwei Jahre später heiratete er Judith Remde, geborene Berger. Die Ehe blieb kinderlos.
Wie es Alfred Sänger in den ersten Jahren des NS-Regimes erging, ist unklar. 1935 ließ er sich von seiner Frau Judith scheiden; sie beging 1941 angesichts der zunehmenden Verfolgung durch die Nationalsozialisten in Berlin-Weißensee Suizid. Alfred Sänger lebte seit 1936 in München in der Prinzregentenstraße 8. Er leitete die Münchner Niederlassung von Kleofaas & Knapp, ein Hoch- und Tiefbauunternehmen aus Augsburg, das seiner Familie gehörte. Am 11. November 1938 wurde er im Zuge der „Kristallnacht“ in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Wie seinen Bruder Fritz entließ ihn die SS erst am 15. Dezember 1938 aus dem Lager. Alfred Sänger zog 1939 zur Familie seines Bruders in die Maria-Einsiedel-Straße 4. Wahrscheinlich musste er Zwangsarbeit leisten.
Am 20. November 1941 deportierte die Gestapo Alfred Sänger mit fast 1.000 weiteren jüdischen Männern, Frauen und Kindern nach Kaunas. Fünf Tage später erschossen Angehörige des SS-Einsatzkommandos 3 unter SS-Standartenführer Karl Jäger alle aus München Verschleppten, ebenso wie Jüdinnen und Juden aus Berlin und Frankfurt. (Text: Nancy Freund-Heller; Lektorat C. Fritsche)

Erinnerungszeichen für die Familie Sänger

Im Gedenken an die Familie Sänger fand am 24. Mai 2023 eine Veranstaltung in der Rotunde des Stadtarchivs in der Winzererstraße statt. Im Anschluss wurden die Erinnerungszeichen für die einzelnen Familienmitglieder an ihren ehemaligen Wohnorten platziert.

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