Fanny Bär kam am 14. April 1902 als Tochter des Kaufmanns Ludwig Haas und seiner Frau Louise, geborene Bauer, in München zur Welt. Zwei Jahre später wurde ihr Bruder Michael geboren. Ludwig Haas besaß einen Handelsbetrieb für chemisch-technische Produkte. Er gehörte dem Vorstand der jüdischen Religionsgesellschaft „Adas Jeschurun“ an und erzog seine Kinder vermutlich orthodox. Als junges Mädchen besuchte Fanny Haas die Töchterschule in München. Seit 1916 lebte sie mit ihrer Familie in der Schubertstraße 2. Vielleicht lernte Fanny Haas hier den Rechtsanwalt Dr. Julius Bär kennen. Er wohnte seit August 1922 zur Untermiete in der Schubertstraße 2. Fanny Haas und Julius Bär heirateten am 6. Dezember 1923 in München. 1924 zogen sie in die Liebigstraße 39; seit 1936 wohnten sie in der Tengstraße 26.
Mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft änderte sich das Leben von Fanny und Julius Bär grundlegend. Nach der Emigration seines Kollegen Wilhelm Levinger führte Julius Bär die Rechtsanwaltskanzlei allein weiter. Am 1. Dezember 1938 verlor Julius Bär seine Anwaltszulassung und durfte nur noch als „Konsulent“ für jüdische Mandantinnen und Mandanten tätig sein. Fanny Bär beantragte am 1. April 1940 beim Arbeitsamt München ein Arbeitsbuch; wo sie arbeiten musste, ist nicht bekannt. Seit 1940 lebten auch ihre Eltern bei ihr und ihrem Mann in der Tengstraße 26.
Am 4. April 1942 deportierte die Gestapo Fanny und Julius Bär in das Ghetto Piaski im von Deutschland besetzten Polen. Das Leben dort war von Gewaltexzessen der SS, extremem Hunger und unbeschreiblichen hygienischen Verhältnissen bestimmt. Ob Fanny und Julius Bär dort umkamen oder in einem Vernichtungslager ermordet wurden, ist unbekannt. Die Nationalsozialisten ermordeten auch Fanny Bärs Eltern Ludwig und Louise Haas sowie ihren Onkel Bernhard Haas. Ihrem Bruder Michael Haas gelang die Flucht in die USA. (Text Barbara Hutzelmann, Lektorat C. Fritsche)