Hedwig Holzer wurde am 17. Februar 1906 in Traunstein geboren. Dort betrieben ihre Eltern Willy und Fanny Holzer einen großen Viehhandel. Hedwig, genannt Heddy, wuchs mit fünf Geschwistern auf. „Wir hatten alle eine sehr glückliche Kindheit“, erinnerte sich ihre Schwester Clara später. Hedwig und Clara besuchten nach der Volksschule die „Höhere Mädchenschule mit Erziehungsinstitut der Englischen Fräulein“ in Traunstein-Sparz. Die Schule befand sich in einem Kloster auf einem Berg, sodass die Mädchen jeden Morgen 250 Stufen nach oben steigen mussten. Um ihr die Möglichkeit zu geben, größere Städte kennenzulernen, schickten ihre Eltern Hedwig Holzer nach der Schulzeit zu Verwandten nach Wiesbaden und auf eine Hauswirtschaftsschule in Frankfurt.
Als in der NS-Zeit die Repressalien gegen jüdische Kaufleute immer mehr zunahmen, musste Hedwig Holzers Familie 1937 ihren Viehhandel aufgeben. In der „Kristallnacht“ vom 9. auf den 10. November 1938 sammelte sich vor dem Haus der Familie ein Mob, rief Parolen wie „Juden raus aus Traunstein!“ und drang in das Haus ein. Hedwig Holzer, ihr Bruder Benno und ihr Vater Willy entschlossen sich zur Flucht nach München. Sie kamen in der Trogerstraße 44 bei Anna Neuburger und ihrem Mann Benno unter, eine Schwester von Hedwig Holzers verstorbener Mutter. Clara Holzer hatte sich unterdessen nach England retten können und organisierte dort Einreisepapiere für Hedwig Holzer. Doch sie verzichtete, weil sie ihre Familie nicht im Stich lassen wollte. „Sie war so fürsorglich. Ich kroch die Wand hoch“, so Clara Holzer später. Bald schon musste Hedwig Holzer Zwangsarbeit leisten, unter anderem in der Flachsröste Lohhof bei München. Im Oktober 1942 musste sie die Trogerstraße 44 verlassen und in die „Heimanlage für Juden“ in der Clemens-August-Straße 9 ziehen. Von dort aus deportierte die Gestapo sie am 13. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Hedwig Holzer wurde vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet. Auch ihre übrigen Geschwister und ihr Vater Willy Holzer überlebten die NS-Zeit nicht. (Text Christiane Fritsche)