Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch spricht auf der Veranstaltung
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Jahrestag: Fünf Jahre Erinnerungszeichen,
Marienplatz 15

Veranstaltung

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Schülerinnen der städtischen Sing- und Musikschule

Im Juli 2018 wurden die ersten Erinnerungszeichen in München gesetzt. In den darauffolgenden fünf Jahren sind über 200 Erinnerungszeichen hinzugekommen, an mehr als 80 Orten im gesamten Stadtgebiet.

Am 6. Juli 2023, zum 5. Jahrestag der ersten Erinnerungszeichen, fand eine größere Gedenkveranstaltung im Alten Rathaus von München statt. Es gab Ansprachen von Oberbürgermeister Dieter Reiter, Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern sowie Anton Biebl, Kulturreferent der Landeshauptstadt München.

Des Weiteren sprachen Prof. Dr. Michele Barricelli von der Ludwig-Maximilians-Universität München, Christoph Wilker als Vertreter der Zeugen Jehovas und Andrea Stadler-Bachmaier vom Bezirksausschuss 1 – Altstadt-Lehel.

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung wurden unter Anteilnahme vieler Münchner Bürgerinnen und Bürger sowie Angehörigen aus den betroffenen Familien elf Erinnerungszeichen für verfolgte Münchnerinnen und Münchner an fünf Orten rund um den Marienplatz angebracht.

Donnerstag, 6. Juli 2023

16.30 Uhr
Gedenkveranstaltung im Alten Rathaus
Marienplatz 15

Ca. 17.30 Uhr
Anbringung der Erinnerungszeichen für Emma, Hertha und Erich Emanuel Steinitz am ehemaligen Wohnhaus
Marienplatz 22

Ca. 18.00 Uhr
Anbringung der Erinnerungszeichen für Hedwig, Jeanette und Rosa Hiller am ehemaligen Wohnhaus
Burgstraße 1

Ca. 18.30 Uhr
Anbringung der Erinnerungszeichen für Melitta und Max Wallach am ehemaligen Trachtenhaus Wallach
Residenzstraße 3

Ca. 19.00 Uhr
Anbringung des Erinnerungszeichens für Josef Kaltenbacher am ehemaligen Wohnhaus
Marienstraße 10

Ca. 19.30 Uhr
Anbringung der Erinnerungszeichen für Betty und Hugo Epstein am ehemaligen Geschäftshaus
Sendlinger Straße 21

Flyer (PDF)

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Erinnerungszeichen für Emma, Hertha und Erich Emanuel Steinitz

Marienplatz 22

Nach der Gedenkveranstaltung im alten Rathaus wurden am Marienplatz 22 die Erinnerungszeichen für Emma, Hertha und Erich Emanuel Steinitz angebracht.

Hertha und Erich Emanuel Steinitz lebten gemeinsam mit ihrer Mutter Emma in einer Wohnung am Marienplatz 24. 1940 wurden sie gezwungen, in die Goethestraße zu ziehen, dort starb Emma Steinitz 1941. Erich Emanuel und Hertha Steinitz deportierte die Gestapo Ende 1941 nach Kaunas in Litauen, wo sie von der SS ermordet wurden.

Die Initiatorin des Erinnerungszeichens, Andrea Stadler-Bachmaier vom Bezirksausschuss 1 – Altstadt-Lehel brachte die Erinnerungszeichen für Emma, Hertha und Erich Emanuel Steinitz gemeinsam mit Dr. h.c. mult. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, und dem Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München, Dieter Reiter an.

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Erinnerungszeichen für Hedwig, Jeanette und Rosa Hiller

Burgstraße 1

Vom Marienplatz ging es weiter in die Burgstraße, wo die Erinnerungszeichen für Jeanette, Rosa und Hedwig Hiller angebracht wurden.

Bereits 1872 hatte der Vater von Hedwig, Rosa und Jeanette (Johanna) Hiller das Haus in der Burgstraße 3 (heute Burgstraße 1) gekauft. Die drei Schwestern bewohnten das Haus gemeinsam. Hedwig Hiller starb 1934, ihre Schwestern Jeanette und Rosa wurden 1940 gezwungen, das Haus zu verlassen und in das überfüllte Krankenheim der Israelitischen Kultusgemeinde zu ziehen. 1942 wurden die Schwestern in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie noch im selben Jahr an den unmenschlichen Lebensbedingungen starben.

Kulturreferent Anton Biebl sprach ein Grußwort. Nach der Anbringung der Erinnerungszeichen für Rosa, Hedwig und Jeanette Hiller verlas Ariella Chmiel, die Initiatorin der Erinnerungszeichen, die Biografien und Rabbi Shmuel Aharon Brodman sang das Totenlied El male rachamim.

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Melitta und Max Wallach

Residenzstraße 3

Max Wallach leitete die Dachauer Weberei und Stoffdruckerei für das von seinem Bruder geführte Trachtenhaus Wallach in der Residenzstraße 3. Seine Frau Melitta Elisabeth Wallach arbeitete im Volkskunsthaus Wallach in der Ludwigstraße, das den Brüdern Wallach gemeinsam gehörte. 1938 enteigneten die Nationalsozialisten die Weberei und Stoffdruckerei. Auch das Trachtenhaus in der Residenzstraße 3 wurde "arisiert". Der Sohn von Max und Melitta Wallach - Franz Julius - konnte mit einem Kindertransport nach England entkommen, Das Paar selbst wurde von der Gestapo 1942 nach Theresienstadt und von dort 1944 schließlich in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo Melitta und Max Wallach von der SS ermordet wurden.

Jamie Hall, Initiator der Erinnerungszeichen, erzählte nach der Anbringung der Erinnerungszeichen für Melitta und Max Wallach die Familiengeschichte seiner Angehörigen. Dr. Regina Prinz vom Stadtmuseum München sprach über das Unternehmen der Gebrüder Wallach und zeigte eine im Original erhaltene Tasche aus dem Betrieb der Wallachs.

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Josef Kaltenbacher

Marienstraße 10

Josef Kaltenbacher besuchte als Zeuge Jehovas trotz Verbot der Nationalsozialisten andere Gläubige, um mit Menschen über die Bibel zu sprechen. 1936 denunzierte ihn Josef Hitzler. Nach einem Prozess vor dem Münchner Sondergericht wies ihn die Gestapo in das Konzentrationslager Dachau ein. Von dort wurde er 1939 in das KZ Mauthausen verschleppt und 1940 von der SS ermordet.

Christoph Wilker, Initiator des Erinnerungszeichens, und Dr. Daniel Baumann vom Stadtarchiv sprachen nach der Anbringung des Erinnerungszeichens für Josef Kaltenbacher, für die musikalische Begleitung sorgte ein Saxophon-Ensemble.

Betty und Hugo Epstein

Sendlinger Straße 21

Betty Epstein, geborene Wallach, führte in der Sendlinger Straße 21 ein Juweliergeschäft. Nach dem Tod ihres ersten Mannes heiratete sie 1921 Hugo Epstein. 1938 musste sie  das Geschäft aufgeben. Im gleichen Jahr wurde Hugo Epstein im Zuge der sogenannten „Kristallnacht“ mehrere Wochen im Konzentrationslager Dachau gefangengehalten. 1942 pferchte die Gestapo das Ehepaar in die „Judensiedlung Milbertshofen“ ein. Hugo Epstein starb dort nach wenigen Wochen. Betty Epstein wurde von der SS in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie noch im gleichen Jahr starb.

Der Angehörige Gilbert Short brachte die von ihm initiierten Erinnerungszeichen für Betty und Hugo Epstein an dem Haus in der Sendlinger Straße 21 an, in dem Betty Epstein bis 1938 ihr Juweliergeschäft geführt hatte. Anke Buettner von der Monacensia im Hildebrandhaus erzählte im Anschluss die Geschichte der Eheleute Epstein.

Pressestimmen

BR 24

Süddeutsche Zeitung

tz München

Jüdische Allgemeine
 

Fotos: Tom Hauzenberger

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