Ester Lea (auch Lisa) Sondhelm, geborene Wainstein, kam am 20. Mai 1899 in Vilnius im damaligen Russischen Reich zur Welt. Sie war die Tochter des Kaufmanns Judel Samuel Wainstein und seiner Frau Chejne, geborene Gelfar. Nach dem Tod des Vaters heiratete ihre Mutter 1904 den Schriften- und Kunstmaler Chaim Eingelster. Die Familie ging 1906 nach München und lebte ab 1912 im ersten Stock des Forsthauses in der Fasangartenstraße 124.
Ester Wainstein führte ein Zigarrengeschäft in der St.-Anna-Straße. Ab 1933 musste die jüdische Unternehmerin Umsatzeinbußen hinnehmen und war auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen. Am 12. September 1938 meldete sie ihr Geschäft ab. Mit 40 Jahren heiratete Ester Wainstein am 18. November 1939 den sechs Jahre älteren Jakob Paul Sondhelm. Er war am 20. Juni 1893 in Mainbernheim als Sohn des Viehhändlers Hermann Sondhelm und seiner Frau Rosalie, geborene Rosenfeld, zur Welt gekommen. Jakob Sondhelm hatte die Realschule besucht und von 1916 bis 1918 im Ersten Weltkrieg gekämpft. Ab 1920 war er in München gemeldet. Er betrieb in der Augsburger Straße 2–4 einen Großhandel mit unedlen Metallen und eine Metallschmelzerei. Weil Jüdinnen und Juden bis auf wenige Ausnahmen ab 1939 keine Betriebe mehr führen durften, musste er das Unternehmen am 6. Januar 1939 abmelden. Nach der Heirat lebte Jakob Sondhelm gemeinsam mit seiner Frau Ester und seinen Schwiegereltern in der Fasangartenstraße 124.
Anfang der 1940er Jahre versuchten Ester und Jakob Sondhelm in die USA zu fliehen – vergeblich. Am 1. Juli 1942 mussten sie in die „Heimanlage für Juden“ in der Clemens-August-Straße 9 ziehen. Zwölf Tage später wurden sie ins KZ Auschwitz deportiert. Nach Kriegsende wurde als Todesdatum von Ester und Jakob Sondhelm der 31. Dezember 1943 festgesetzt. (Text Europäische Schule 2022, Lektorat C. Fritsche)