Leider hat unsere Familie nur sehr wenig über Emma Springer in Erinnerung behalten. Emma Levinger kam am 22. August 1877 als Tochter des Münchner Großhändlers David Levinger und seiner Frau Helene Lina, geborene Ullmann, in München zur Welt. Sie hatte zehn Geschwister, von denen fünf bereits im Säuglings- oder Kindesalter starben. Ihre Brüder Hugo und Otto fielen im Ersten Weltkrieg. Emma war Schülerin des „Neumaier'schen Instituts München“. Am 27. Juni 1901 heiratete sie den zehn Jahre älteren Kaufmann Jakob Springer, einen Cousin meines Urgroßvaters David Springer. Emma und Jakob Springer bekamen am 26. Juni 1902 eine Tochter: Margarethe. Zusammen mit Dorline und Arnold Springer waren Emma und Jakob Springer Besitzer des Hauses Rosental 19 (heute Sendlinger Straße 3). Emma und Jakob Springer wohnten von 1920 bis Juni 1933 in der Franz-Joseph-Straße 15 in einer Eigentumswohnung. Warum sie die Wohnung 1933 verließen, ob freiwillig oder aufgrund von Repressionen, ist unbekannt.
In der NS-Zeit lebte Emma Springer mit ihrem Mann in der Winzererstraße 52, der Krumbacher Straße 9 und der Magdalenenstraße 2. Ab Dezember 1939 kam das Ehepaar in der Richard-Wagner-Straße 11 in einem sogenannten „Judenhaus“ unter. Dort starb Jakob Springer am 29. März 1941. Im Januar 1942 musste Emma Springer in das Barackenlager an der Knorrstraße 148 ziehen, die sogenannte „Judensiedlung Milbertshofen“. Von dort deportierte die Gestapo sie am 4. April 1942 gemeinsam mit ihren Angehörigen Dorline und Arnold Springer in das Ghetto Piaski. Ob Emma Springer den grauenvollen Zuständen im Ghetto erlag oder in einem der umliegenden Arbeitslager ermordet wurde, ist unklar. Auch ihr Todestag ist unbekannt.
Emma Springers Tochter Margarethe war bereits im Sommer 1933 nach Jerusalem ausgewandert; dort heiratete sie später Dr. Ernst Linz. Ihrem Bruder, dem HNO-Arzt Dr. med. Siegfried Levinger, gelang im Januar 1936 mit seiner Frau die Auswanderung nach Palästina zu ihrem Sohn Fritz. Emma Springers Nichte Ruth Levinger ermordeten die Nationalsozialisten im Rahmen der „Euthanasie“-Krankenmorde: Sie wurde am 20. September 1940 mit anderen ausschließlich jüdischen Patientinnen und Patienten in die Tötungsanstalt Hartheim deportiert und dort ermordet. An ihrem einstigen Wohnort in der Münchner Gaußstraße 3 befindet sich ein Erinnerungszeichen für sie. (Text: Judith Rosenthal; Lektorat: C. Fritsche)