Isidor (Moritz) Neuburger wurde am 21. März 1861 im schwäbischen Buchau (heute Bad Buchau) geboren. Seine Eltern Wilhelm und Theresia Neuburger bekamen insgesamt 18 Kinder, wobei viele bereits als Babys oder Kleinkinder starben. 1878 zog Wilhelm Neuburger nach München und gründete dort „Wilhelm Neuburger & Söhne“, einen Handel mit „Seiden- und Posamentierwaaren“. Nach dem Tod seines Vaters siedelte auch Isidor Neuburger nach München über und war dort vermutlich im Familienunternehmen tätig. 1894 wurde er Teilhaber von „Wilhelm Neuburger & Söhne“ . Ein Jahr später heiratete er die aus München stammende Alice Gutmann und bekam mit ihr Sohn Wilhelm. Nach dem Ausscheiden seiner Brüder war Isidor Neuburger ab 1914 Alleininhaber von „Wilhelm Neuburger & Söhne“ und nahm nach Ende des Ersten Weltkriegs seinen Sohn Wilhelm in den Betrieb auf. 1930 zog sich Isidor Neuburger aus dem Berufsleben zurück.
Mit Beginn der NS-Herrschaft änderte sich das Leben von Isidor Neuburger und seiner jüdischen Familie grundlegend. Noch im Frühjahr 1933 wurde „Wilhelm Neuburger & Söhne“ aufgelöst. Die Liquidation zog sich fast vier Jahre hin: Die Firma wurde erst im Februar 1937 aus dem Handelsregister gelöscht. Im selben Jahr zogen Isidor und Alice Neuburger von der Schubertstraße 4 in die Elisabethstraße 30, gemeinsam mit ihrem Untermieter Siegfried Gerstle. Ende 1938 musste sich das Ehepaar Kennkarten ausstellen lassen, die mit einem großen „J“ versehen waren. Weil Isidor Neuburger inzwischen fast blind war, unterschrieb seine Frau für ihn auf seiner Kennkarte. Wenige Monate später, am 23. Juni 1939, starb Isidor Neuburger mit 78 Jahren in München. Seine Frau Alice emigrierte noch im selben Jahr nach Amsterdam zu Sohn Wilhelm und dessen Familie. Sie wurde 1943 im Vernichtungslager Sobibor ermordet. Auch Wilhelm Neuburger und seine Frau Irene überlebten die Shoah nicht. Isidor Neuburgers Enkelinnen Erica und Marion wurden 1945 von der Roten Armee auf einem Todesmarsch befreit. (Text Michaela Amimu, Lektorat C. Fritsche)