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Anna Riedner


Herzogstr. 55

Geburtsdatum:
02.12.1881
Todesdatum:
15.06.1941
Todesort:
Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar
Opfergruppe:
Opfer der Krankenmorde
Form:
Erinnerungszeichen (Tafel)
Anbringung:
21.06.2025

Anna Riedner wurde am 22. Dezember 1881 in Huckelheim bei Aschaffenburg geboren. Sie wuchs zusammen mit ihren Geschwistern Hedwig, Emma, Otto und Joseph in dem kleinen Ort Weyersfeld in Unterfranken auf. Ihre Mutter Apollonia starb, als Anna erst zehn Jahre alt war. Ihr Vater Eugen arbeitete als Lehrer. Anna Riedner legte im Alter von 17 Jahren die Prüfung zur Handarbeitslehrerin ab und arbeitete einige Jahre in diesem Beruf. In dieser Zeit lebte sie bei einem Onkel. Im Jahr 1912 zog sie mit ihren Geschwistern Hedwig, Emma und Otto nach München in die Herzogstraße 55. Hedwig und Anna Riedner organisierten den Haushalt, während Emma Riedner als Lehrerin und Otto Riedner in leitender Funktion im Bayerischen Hauptstaatsarchiv arbeitete.
Im Jahr 1928 ließen die Geschwister Anna Riedner in die Heil- und Pflegeanstalt Haar einweisen. Sie berichteten bei der Aufnahme in der Klinik, dass ihre Schwester zunehmend unruhig geworden sei und religiöse Ideen habe, u.a. meinte sie, Karmeliterin zu sein. 1929 kehrte sie auf Wunsch ihrer Geschwister nach Hause zurück. In den folgenden Jahren lebten die Geschwister wieder gemeinsam in der Herzogstraße 55. Otto Riedner starb 1937.
Im Juli 1939 hörte Anna Riedner auf zu essen und hatte erneut religiöse Ideen. Ihre Schwestern willigten ein, sie nochmals in Eglfing-Haar aufnehmen zu lassen. Die Bedingungen dort hatten sich seit dem Machtantritt der Nationalsozialisten stark verschlechtert: So starben deutlich mehr Patient*innen, nachdem schon 1934 die Verpflegungskostensätze in psychiatrischen Einrichtungen massiv gesenkt worden waren. Etwa 4.000 Patient*innen aus Eglfing-Haar wurden zwischen 1939 und August 1941 in den Tötungsanstalten der „Aktion T4“, so die Tarnbezeichnung des Programms zur Tötung von Menschen mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen, ermordet. Nach Kriegsbeginn wurden zudem hunderte Patient*innen aus anderen Anstalten nach Bayern verlegt. Vor allem diejenigen, die in den Augen des Klinikpersonals als nicht arbeits- und therapiefähig galten, bekamen weniger und schlechtes Essen, Pflege und Zuwendung blieb ihnen versagt.
Anna Riedner starb in Eglfing-Haar am 15. Juni 1941 aufgrund dieser gezielten Mangelversorgung durch das Klinikpersonal. In der Familie wurde später kaum an sie erinnert. Von Anna Riedner sind nur einige wenige Fotografien und ihre Krankenakte aus Eglfing-Haar überliefert. (Dr. Renate Riedner, Isabella Ruhland, Katharina Ruhland)

Erinnerungszeichen für Anna Riedner

Am 21. Juni 2025 findet in der Seidlvilla eine Gedenkveranstaltung für Anna Riedner statt. Im Anschluss wird in der Herzogstraße 55 das Erinnerungszeichen für Anna Riedner installiert.

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