Siegmund Hellmann kam am 19. März 1872 in München als Sohn des Bankiers Heinrich Hellmann und seiner Frau Zerlinda zur Welt und besuchte das Maximiliansgymnasium. Nach dem Abitur konvertierte er zum Protestantismus und studierte zunächst Jura sowie anschließend Geschichte in München. 1895 schloss er seine Promotion ab, vier Jahre später seine Habilitation. Er lehrte als Privatdozent, bevor er nach zehn Jahren zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. Schwerpunkt seiner Lehr- und Forschungstätigkeit war die mittelalterliche Geschichte. Daneben unterrichtete er auch an der Handelshochschule, einer privaten Einrichtung. Siegmund Hellmann heiratete 1905 und bekam mit seiner Frau zwei Kinder; die Ehe zerbrach aber bereits 1914.
Siegmund Hellmann war sehr an aktuellen politischen Fragen interessiert und stand dem Linksliberalismus nahe. Da Siegmund Hellmann als außerordentlicher Professor nur für seine Lehraufträge bezahlt wurde, wurde seine wirtschaftliche Situation während der Inflationszeit Anfang der 1920er Jahre zunehmend prekär. Um über die Runden zu kommen, war er gezwungen, einen Teil seiner Bibliothek zu verkaufen. Ende 1923 erhielt Siegmund Hellmann vom sächsischen Erziehungsministerium einen Ruf als ordentlicher Professor an die Universität Leipzig.
Weil er als Jude galt, versetzten die Nationalsozialisten Siegmund Hellmann nach Beginn der NS-Herrschaft in den Ruhestand, kürzten seine Ruhestandsbezüge auf 20 Prozent und zahlten ab 1935 gar nichts mehr. Er kehrte nach München zurück und zog zu seiner Schwester, der Schriftstellerin Carry Brachvogel, in die Herzogstraße 55. Nach der „Reichskristallnacht“ kam er für kurze Zeit in das Konzentrationslager Dachau. Im Juli 1942 wurde Siegmund Hellmann gemeinsam mit seiner Schwester nach Theresienstadt deportiert. Die Strapazen überlebten beide nicht lange: Siegmund Hellmann wurde am 7. Dezember 1942, Carry Brachvogel am 22.11.1942 ermordet. (Text Eva Strauß; Lektorat Christiane Fritsche)