André Abel Coulaud kam am 10. Juli 1916 als Sohn von Marcel Coulaud und seiner Frau Helene, geborene Perot, in Paris zur Welt. Er wuchs in der Rue Lallier 9 auf und wurde Koch. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Frankreich musste André Coulaud Zwangsarbeit in Deutschland leisten. Ab Dezember 1942 war er für einen Monat Abteilungskoch im „Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe“ in Kempten, zwischen 1943 und November 1944 musste er in den Münchner Hotels Sonnenhof, Wolff und Continental arbeiten. Zwischen 20. September und 25. Oktober 1944 inhaftierte ihn die Gestapo als „Schutzhäftling“ im Konzentrationslager Dachau. Die SS führte ihn dort fälschlicherweise als René Coulaud.
Nach seiner Freilassung wurde André Coulaud ab Ende 1944 in der Pension Gartenheim im Rückgebäude der Ohmstraße 1 untergebracht. Dort arbeitete er vermutlich als Koch. In der Pension lebten zahlreiche weitere ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, so auch die Französin Renée Bellard. Sie brachte am 3. November 1944 die gemeinsame Tochter Liliane zur Welt. Rund drei Monate nach der Geburt seines Kindes geriet André Coulaud am 12. Februar 1945 in der Ohmstraße 1 in eine Auseinandersetzung mit einem Sicherheitspolizisten. Die Gründe sind bis heute nicht geklärt. Vielleicht war André Coulaud an einer Widerstandsaktion gegen die Nationalsozialisten beteiligt oder er trat für seine Freundin Renée Bellard ein, die nicht an ihrer Arbeitsstelle erschienen war und der deswegen eine Verhaftung durch die Gestapo drohte. Gegen 13.30 Uhr gab ein Polizist zwei Schüsse auf André Coulaud. Der 28-Jährige starb an inneren Blutungen. André Coulaud wurde am 14. Februar 1945 auf dem Münchner Friedhof Am Perlacher Forst beerdigt. Später wurde sein Leichnam nach Frankreich überführt. Seine Tochter Liliane ist noch am Leben, sie erfuhr erst mit 33 Jahren den Namen ihres Vaters und von seiner Geschichte. (Text Ludwig Lohr, Lektorat C. Fritsche)