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Lysiane Robinet


Ohmstr. 1



Geburtsdatum:
13.11.1944
Geburtsort:
München
Todesdatum:
07.01.1945
Todesort:
München
Opfergruppe:
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter
Form:
Erinnerungszeichen (Stele)
Anbringung:
31.05.2022
Stadtteil:
Schwabing - Freimann

Lysiane Robinet war die Tochter der französischen Zwangsarbeiter Madeleine D. und Edouard Robinet. Madeleine D. – ihr Nachname wird auf Wunsch ihrer Familie nicht genannt – wurde 1921 in Romorantin geboren. Über ihre Kindheit und Jugend in Frankreich ist nichts bekannt. Sie absolvierte eine Ausbildung als Stenotypistin. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht leistete sie in Deutschland Zwangsarbeit. Im September 1941 war sie ausländische Zivilarbeiterin bei AEG in Berlin. Lysianes Vater Edouard Camille Eugène Robinet wurde 1912 in Paris geboren. Nach der Besetzung Frankreichs nahm ihn die Wehrmacht gefangen und überstellte ihn in das Kriegsgefangenenlager VII A in Moosburg, wo er bis 1943 untergebracht war. Im September 1943 wurde Edouard Robinet zum „ausländischen Zivilarbeiter“ erklärt und musste als Elektriker bei zwei Münchner Firmen Zwangsarbeit leisten.
Madeleine D. und Edouard Robinet waren ab Juli 1943 in der Pension Gartenheim in der Münchner Ohmstraße 1 untergebracht. Im Sommer 1944 wurde das Vorderhaus der Pension von Bomben getroffen. Wenige Monate später, am 13. November 1944, kam Lysiane auf die Welt. Weil ihre Eltern als Zwangsarbeiter nicht genügend Lebensmittel und Medikamente erhielten, konnten sie ihr Baby wahrscheinlich nicht ausreichend versorgen. Am 7. Januar 1945, um 13.30 Uhr, starb die kleine Lysiane Robinet. Sie war erst 55 Tage alt. Als offizielle Todesursache wurde eine Enteritis, eine Entzündung des Dünndarms, angegeben. Drei Tage nach ihrem Tod wurde Lysiane am 10. Januar 1945 auf dem Münchner Nordfriedhof beerdigt. Nach Kriegsende kehrten Edouard Robinet und Madeleine D. nach Frankreich zurück. 1946 bekamen sie eine weitere Tochter und heirateten ein Jahr später. Madeleine Robinet starb 1961, Edouard Robinet 1965. (Text Loic Masson, Lektorat C. Fritsche).

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