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Adolf (Wolf) Freitag


Wendl-Dietrich-Str. 54

Geburtsdatum:
19.10.1880
Geburtsort:
Heilbronn
Todesort:
Auschwitz
Opfergruppe:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte
Form:
Erinnerungszeichen (Tafel)
Anbringung:
18.07.2023

Adolf Freitag kam am 19. Oktober 1880 in Heilbronn als Sohn von Simon und Rosa Freitag, geborene Strauss, zur Welt. Nach Abschluss seiner Lehre wurde er selbstständiger Kaufmann und lebte 1904/05 mehrere Monate in der Schweiz. 1911 heiratete Adolf Freitag in Breslau Katharina Lemcke und bekam mit ihr zwei Töchter: Susanne und Ingeborg (Inge). Nach einer kurzen Zeit in Stuttgart zog die Familie 1913 nach München. Am Ersten Weltkrieg nahm Adolf Freitag von 1915 bis 1918 als Obergefreiter im 15. königlich-bayrischen Reserveregiment Infanterie teil. Nach Kriegsende kehrte er nach München zurück und war wieder als selbstständiger Kaufmann tätig.
Nach der Scheidung von seiner ersten Frau heiratete Adolf Freitag 1927 Helene (Hella) Geßner. Die beiden hatten sich vermutlich bei einer Tanzveranstaltung in der Wohnung von Hella Freitags Mutter kennengelernt. Den Erinnerungen seiner Familie zufolge war Adolf Freitag ein hervorragender Klavierspieler, während Hella und ihre Schwestern einer bekannten Münchner Sing- und Tanzgruppe angehörten. Das neuvermählte Paar lebte gemeinsam mit Hella Freitags Tochter aus erster Ehe Helene (Halka) unter anderem in der Jagdstraße 5 in der Nähe des Rotkreuzplatzes. 1935 zog die Familie in die Siedlung der Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG in Neuhausen in den zweiten Stock der Wendl-Dietrich-Straße 54.
Weil er Jude war, musste Adolf Freitag nach Beginn des NS-Regimes seine Stellung als Bezirksdirektor bei der Gisela-Versicherung aufgeben und einen „untergeordneten Vertreterposten“ annehmen, so seine Frau. Im Zuge der „Kristallnacht“ wurde er am 10. November 1938 in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Einen Tag später kündigte die GEWOFAG ihm und seiner „arischen“ Frau „mit sofortiger Wirkung“ die Wohnung in der Wendl-Dietrich-Straße 54: „Auf Grund der inzwischen eingetretenen Verhältnisse kann uns deutschen Hausbesitzern und Mietern nicht mehr zugemutet werden, mit Juden die Hausgemeinschaft aufrecht zu erhalten.“ Am 19. Dezember 1938 wurde Adolf Freitag „kahlgeschoren und innerlich zerrissen“ aus dem KZ freigelassen, wie sich seine Frau später erinnerte. Er kam zunächst bei seinem Bruder David in der Platenstraße 4 unter. Ab 1942 musste er Zwangsarbeit in einem Kohlelager der Luftwaffe leisten.
Vermutlich weil er versuchte, ins Ausland zu entkommen und vermeiden wollte, dass seine Frau Schwierigkeiten mit dem NS-Regime bekam, ließ sich Adolf Freitag 1942 von Hella Freitag scheiden. Die rettende Flucht gelang ihm jedoch nicht: Am 13. Januar 1944 wurde Adolf Freitag in das Ghetto Theresienstadt deportiert und am 9. Oktober 1944 in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Dort wurde Adolf Freitag am 12. Oktober 1944 oder in den Folgetagen ermordet. (Text: David Scheffel, Azubi bei der GEWOFAG; Lektorat C. Fritsche)

Erinnerungszeichen für Mieterinnen und Mieter der GEWOFAG (jetzt Münchner Wohnen) in Neuhausen

Auch Mieterinnen und Mieter der Münchner Wohnen (früher GEWOFAG), Münchens größter Wohnungsbaugenossenschaft, wurden Opfer der Nationalsozialisten. Gemeinsam mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt setzte die GEWOFAG nun Erinnerungszeichen für ihre ehemaligen Mieterinnen und Mieter.

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