Rosa Falk war eine „gute Partie“, wie man früher sagte. Gemeinsam mit ihren sechs Geschwistern war sie Besitzerin eines dreistöckigen Wohnhauses in der Bürkleinstraße 16 (heute 20). 1904 heiratete sie den Kaufmann Emanuel Kocherthaler. Das Paar zog in den dritten Stock der Bürkleinstraße 16. Am 8. Juli 1905 kam Tochter Alice zur Welt. Seit 1916 lebte auch Rosa Kocherthalers Schwester Ida Silber mit ihrer Familie in der Bürkleinstraße 16.
Nach der „Kristallnacht“ am 9. November 1938 waren auch die Kocherthalers immer stärkeren Repressionen ausgesetzt. Gemäß der „Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens“ vom 3. Dezember 1938 mussten sie wie alle deutschen Jüdinnen und Juden ihre Wertgegenstände – das Tafelsilber und etwas Schmuck – beim Städtischen Leihamt abliefern. Erst 1940 wurde ihnen der Verwertungserlös von 147 Reichsmark überwiesen. Ebenso wie die Mieterlöse kam das Geld auf ein Sicherungskonto, auf das sie keinen Zugriff hatten. 1939 wurde die Bürkleinstraße 16 ein „Judenhaus“, in das Jüdinnen und Juden zwangsweise einquartiert wurden. Bald schon lebten hier auf engstem Raum über 72 jüdische Männer, Frauen und Kinder. Alice Kocherthaler gelang es im Juni 1939, nach England und später in die USA zu emigrieren.
Am 20. Januar 1942 vertrieben die Nationalsozialisten Rosa und Emanuel Kocherthaler aus ihrer Wohnung in der Bürkleinstraße, wo sie fast vier Jahrzehnte gelebt und ihre Tochter großgezogen hatten. Sie wurden in das Übernachtungsheim der Israelitischen Kultusgemeinde in der Wagnerstraße 3 eingewiesen. Am 4. Juni 1942 deportierte die Gestapo beide mit dem Transport II/2 in das Konzentrationslager Theresienstadt. Dort kamen Rosa und Emanuel Kocherthaler ins „Altenheim“ in der „Kavalierkaserne“ – eine feuchte, dunkle und völlig überfüllte Unterkunft und einer der schlimmsten Orte im Konzentrationslager Theresienstadt. Emanuel Kocherthaler starb am 4. Februar 1943. Rosa Kocherthaler erlag am 6. April 1943 den katastrophalen Bedingungen. (Text Felicia Englmann, Lektorat C. Fritsche)