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Ella Oestreicher, geb. Dittmann


Widenmayerstr. 36

Geburtsdatum:
16.03.1890
Geburtsort:
Bayreuth
Todesdatum:
25.11.1941
Todesort:
Kaunas
Opfergruppe:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte
Form:
Erinnerungszeichen (Tafel)
Anbringung:
20.11.2019
Stadtteil:
Altstadt - Lehel

Ella Dittmann kam am 16. März 1890 als Tochter des jüdischen Kaufmanns und Hopfenhändlers Nathan Dittmann und seiner Frau Mina, geborene Kirschbaum, in Bayreuth zur Welt. Über Ellas Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Als sie sechs Jahre alt war, starb ihr Vater. 1901 heiratete ihre Mutter erneut; ein Jahr später kam Ellas Halbbruder Ludwig Landauer zur Welt. Ella Dittmann heiratete am 22. Januar 1914 in München den Kaufmann Friedrich Oestreicher. Nur wenige Wochen nach der Hochzeit zog das Ehepaar in den dritten Stock der Widenmayerstraße 36.
Mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft änderte sich das Leben von Ella und Friedrich Oestreicher grundlegend. Friedrich Oestreicher wurde im Zuge der „Kristallnacht“ am 9. November 1938 in das Konzentrationslager Dachau verschleppt; seine Firma wurde „arisiert“. Ab 1939 bemühte sich das Ehepaar vergeblich um eine Emigration in die USA. Im Februar 1941 mussten Ella und Friedrich Oestreicher die Wohnung verlassen, in der sie 27 Jahre gelebt hatten, und in die „Pension International“ in der Kaulbachstraße 35 ziehen. Gemeinsam mit ihrem Mann, ihrem Halbbruder Ludwig Landauer und etwa 1.000 anderen jüdischen Männern, Frauen und Kindern wurde Ella Oestreicher am 20. November 1941 vom Güterbahnhof Milbertshofen nach Kaunas in Litauen deportiert. Es war die erste Massendeportation von Münchner Jüdinnen und Juden. Ursprünglich war Riga als Ziel vorgesehen, doch weil das Ghetto in Riga überfüllt war, wurde der Zug umgeleitet. Am 25. November 1941 erschoss das Einsatzkommando 3 unter SS-Standartenführer Karl Jäger Ella Oestreicher und die anderen aus München Verschleppten in Fort IX in Kaunas. Auch Ella Oestreichers Mutter Mina Landauer überlebte den Holocaust nicht. Sie wurde am 19. September 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet. (Text Thomas Nowotny, Lektorat C. Fritsche)

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