Emanuel Kirschner war das dritte von elf Kindern von Aron und Berta Kirschner. Er wurde am 15. Februar 1857 im oberschlesischen Rokitnitz geboren. Als Kind besuchte er die jüdische Schule in Beuthen und war Mitglied des örtlichen Synagogenchores. Mit 17 Jahren begann Emanuel Kirschner mit dem Studium am Lehrerseminar der Jüdischen Gemeinde in Berlin; ab 1877 unterrichtete er dort an der jüdischen Schule und war außerdem ab 1879 zweiter Kantor an der Neuen Synagoge. 1881 trat er in München die Nachfolge von M. G. Löwenstamm als erster Kantor der Israelitischen Kultusgemeinde an. Drei Jahre später heiratete er Ida Bühler, die neun Geschwister hatte. Zwischen 1886 und 1894 brachte Ida Kirschner drei Kinder zur Welt: Max, Fritz und Bertha. Der frühe Tod ihrer vierjährigen Tochter Bertha im April 1894 war für das Paar ein schwerer Schicksalsschlag. Die Familie wohnte im zweiten Stock des Gemeindehauses der Israelitischen Kultusgemeinde in der Herzog-Max-Straße 7. Mit seiner unverwechselbaren Stimme wirkte Emanuel Kirschner in seiner 45-jährigen Amtszeit weit über die Grenzen der Münchner Jüdischen Gemeinde hinaus. Er komponierte Synagogengesänge und trat mit verschiedenen Chören sowie als Solosänger auf. Daneben lehrte er seit 1893 jüdische Musik und Sologesang an der Akademie der Tonkunst. Auch nach seinem offiziellen Rückzug in den Ruhe stand im April 1926 trat er immer wieder bei verschiedenen Anlässen auf. Weil die Nationalsozialisten das Gemeindehaus im Juni 1938 beschlagnahmten, mussten Emanuel und Ida Kirschner ihre langjährige Wohnung verlassen und in ein Zimmer des Altenheims der Israelitischen Kultusgemeinde in der Kaulbachstraße 65 ziehen. Als Adolf Hitler den Abriss der Münchner Hauptsynagoge anordnete, begleitete der inzwischen 81-jährige Emanuel Kirschner während des letzten Gottesdienstes am 8. Juni 1938 den Auszug der Thorarollen mit fester Stimme. Die Zerstörung »seiner« Synagoge brach ihm nach eigener Aussage das Herz. Am 28. September 1938 starb Emanuel Menachem Ben Aron Kirschner im Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde. Im Gegensatz zu ihren beiden Söhnen Max und Fritz gelang Ida Kirschner die rettende Emigration nicht. Zwischen 1938 und 1942 musste sie von einer Sammelunterkunft der Israelitischen Kultusgemeinde zur nächsten ziehen. Am 4. Juni 1942 starb sie im jüdischen Altenheim in der Klenzestraße 4. Einen Tag zuvor hatten die Deportationen aus München in das Ghetto Theresienstadt begonnen, von denen auch Ida Kirschner betroffen gewesen wäre. (Text: Ilse Macek, Lektorat: C. Fritsche)