Dr. Fritz Zieglwallner kam am 5. November 1883 als Sohn des Kreisschulinspektors Fritz Zieglwallner und seiner Frau Julie, geb. Wassermann, in München zur Welt. Seine Mutter stammte aus einer jüdischen Familie und konvertierte vor ihrer Heirat zum Christentum. Fritz Zieglwallner studierte in München Medizin und promovierte dort auch. Während des 1. Weltkrieges leitete er ein Kriegslazarett in Landsberg am Lech und ließ sich an-schließend als Kassenarzt in der Seitzstraße in München nieder. 1919 berief man Fritz Zieglwallner zum medizinischen Direktor des Bezirkskrankenhauses in Pasing. Nebenbei behielt er seine Kassenpraxis. Der Chirurg und Orthopäde war außerdem als Schularzt tätig. Fritz Zieglwallner heiratete am 31. Juli 1919 Marieluise Götz. 1920 wurde ihre Tochter Irmingard, 1923 der Sohn Fritz geboren.
In der NS-Zeit galt Fritz Zieglwallner wegen der jüdischen Herkunft seiner Mutter als "Mischling 1. Grades". Nach der Machtübernahme entzog ihm die Stadt München die Bestellung als Schularzt – offiziell ohne Begründung. Hinter vorgehaltener Hand wurde dieser Schritt jedoch mit seiner teiljüdischen Herkunft begründet. 1937 erhielt Zieglwallner von der Kassenärztlichen Vereinigung den Bescheid, dass seine Kassenzulassung "zum Ruhen gebracht" werde. Zur gleichen Zeit zeigten Beschäftigte des Krankenhauses Fritz Zieglwallner an, weil er die Übertragung einer Hitler-Rede während der Dienstzeit nicht zugelassen habe. Loyale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erzählten ihm mehrfach von Kolleginnen und Kollegen, die offen darüber sprachen, dass man "den Juden schon losbringen" werde.
Fritz Zieglwallner wehrte sich gegen die drohende Vernichtung seiner beruflichen Existenz. Am 11. November 1937 reiste er zu einer Sitzung des Reichs- Zulassungsausschusses nach Berlin, um bei dieser höchsten Instanz persönlich Einspruch gegen das Ruhen der Kassenzulassung einzulegen. Doch der Ausschuss lehnte den Widerspruch ab. Als er nach der Entscheidung zurück nach München fahren wollte, brach er beim Besteigen des Zuges tot zusammen. Fritz Zieglwallner hatte keinerlei Vorerkrankungen. Sein plötzlicher Tod wurde offensichtlich durch den Schock ausgelöst, nun vor dem Nichts zu stehen. Auch wenn offiziell andere Grün¬de angegeben wurden, war seine teiljüdische Herkunft für die Verdrängung aus seinem Beruf ausschlaggebend. Dieser Argumentation seiner Ehefrau schloss sich nach dem Krieg auch die Wiedergutmachungsbehörde an. (Text Prof. Dr. Thomas Neuhann, Lektorat C. Fritsche)