Berta Sänger kam ältestes Kind von Julius Sänger und seiner Frau Rosa, geborene Einstein, am 26. Juni 1890 in Augsburg zur Welt. Die jüdische Familie Sänger lebte seit 1881 in Augsburg. Auch Bertas Geschwister Alfred, Siegfried Friedrich (Fritz), Else (Elsie) und Stephan Franz kamen in Augsburg zur Welt. Erhalten gebliebene Fotos zeigen eine glückliche Familie. Über Berta Sänger ist wenig bekannt. Sie blieb unverheiratet und war eng in das Familienleben der Sängers eingebunden. Sie beantwortete zum Beispiel 1919 mehrere an ihren Bruder Alfred gerichtete Mitteilungen der Universität München bezüglich anstehender Ingenieurprüfungen, während dieser beim Militär war.
Wie es Berta Sänger in den ersten Jahren des NS-Regimes erging, ist unklar. Sie lebte ab 1939 in München bei der Familie ihres Bruders Fritz Sänger in der Maria-Einsiedel-Straße 4. Sicher war sie ihrer kleinen Nichte Anneliese eine liebevolle Tante. Berta Sänger war 51 Jahre, als sie am 4. April 1942 zusammen mit ihrem Bruder Fritz, ihrer Schwägerin Irene und ihrer Nichte Anneliese in das Ghetto Piaski deportiert wurde. Von diesem Transport sind keine Überlebenden bekannt. Die Bedingungen im Ghetto Piaski waren barbarisch: Es fehlte an Nahrungsmitteln und Medikamenten, die hygienischen Zustände waren katastrophal, die Wohnverhältnisse extrem beengt. Wegen der äußerst harten Zwangsarbeit beim Straßenbau und in den umliegenden Lagern überlebten viele Deportierte den Sommer 1942 nicht. Ab 1943 verschleppte die SS die noch lebenden Menschen in Vernichtungslager und ermordete sie dort in den Gaskammern. Wann, wo und unter welchen Umständen Berta Sänger starb, ist bis heute nicht geklärt. Auch die meisten ihrer Verwandten überlebten die Shoah nicht. Nur ihrer Schwester Elsie Götz gelang die Emigration in die USA. (Text Nancy Freund-Heller; Lektorat C. Fritsche)