Hedwig Gumbel wurde am 15. Dezember 1891 geboren. Sie wuchs in einer Bankiersfamilie in der Schwabinger Georgenstraße auf. 1911 zählte Hedwig Gumbel zu den Gründerinnen der Frauenhockeymannschaft des Münchener Sportclubs (MSC), dem zu dieser Zeit der FC Bayern München als eigenständige Fußballabteilung angehörte. 1920 heiratete sie Hugo Railing, Inhaber eines Möbelstoff- und Teppichgeschäfts und seit Langem FC Bayern-Mitglied. Zunächst lebte das junge Paar bei Hugo Railings Mutter in der Wagmüllerstraße. 1921 erblickte Tochter Margot das Licht der Welt, 1923 Sohn Heinz Fritz. Im selben Jahr zogen Hedwig und Hugo Railing mit den Kindern in ihre eigene Villa in der Möhlstraße 22. Heinz Fritz wurde rasch ebenfalls Teil der FC Bayern-Familie und spielte mit acht Jahren zum ersten Mal für die Schülerabteilung des Clubs.
1934, ein Jahr nach Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft, verließ die Familie Railing ihr Zuhause in der Möhlstraße 22 und zog in die Montgelasstraße 2. Die Eigentümer des Hauses, der Bauunternehmer Max Jung sowie seine Söhne Max und Franz, waren ebenfalls FC Bayern-Mitglieder. 1937 ermöglichten Hedwig und Hugo Railing ihrem 14-jährigen Sohn Heinz Fritz die Flucht ins englische Bournemouth; ein Jahr später emigrierte die 17-jährige Margot nach Lausanne. Hedwig und Hugo Railing blieben in München zurück. Ab Herbst 1938 folgte eine Odyssee durch ihre Heimatstadt München: In nur zwei Jahren musste das Ehepaar fünfmal den Wohnsitz wechseln. Zeitweise kamen Hedwig und Hugo Railing bei Dr. Martin Mandelbaum unter, auch er Mitglied beim FC Bayern. Im Januar 1941 wurde Hedwig Railing gemeinsam mit ihrem Mann in die „Judensiedlung Milbertshofen“ an der Knorrstraße 148 gebracht. Von dort aus wurde das Ehepaar am 4. April 1942 nach Piaski deportiert, ein Ghetto im heutigen Polen. Dort verliert sich Hedwig Railings Spur. Ihr Mann Hugo Railing wurde im November 1942 im Vernichtungslager Sobibor ermordet. (Text Andreas Wittner , FC Bayern München AG, Lektorat C. Fritsche)