Rupprecht Felix Neustätter kam am 15. August 1900 als Sohn von Albert und Anna Neustätter, geborene Hoefeld, in München zur Welt. Seine Familie nannte ihn Bob – vielleicht ein Überbleibsel aus seiner Kindersprache oder der seines 13 Monate älteren Bruders Ernst. Rupprecht Neustätter besuchte die Volksschule in der Schwanthalerstraße und das humanistische Gymnasium am Kaiser-Ludwig-Platz. Nach einer Ausbildung in der Commerzbank München trat er in das Familienunternehmen ein, die 1863 gegründete Papierwarenfabrik Neustätter.
Anfang der 1920er Jahre lernte Rupprecht Neustätter Kitty Herz kennen. Am 15. März 1928 heiratete das junge Paar und bezog eine große Wohnung in der Äußeren Prinzregentenstraße 17 (heute Prinzregentenstraße 83). Rupprecht Neustätter war ein begeisterter Fotograf, seine Bilder entwickelte er selbst. Neben Landschaftsaufnahmen machte er häufig Fotos von seiner Frau Kitty. Die leidenschaftliche Reiterin ist darauf oft hoch zu Ross zu sehen. Von Rupprecht Neustätter selbst gibt es hingegen kaum Bilder.
Nur wenige Monate nach Beginn der NS-Herrschaft ordnete der Münchner Oberbürgermeister Karl Fiehler im Mai 1933 an, dass die Stadtverwaltung keine Aufträge mehr an Firmen von jüdischen Inhaberinnen und Inhabern vergeben sollte. Die Stadt München stellte daraufhin die Zusammenarbeit mit der Papierfabrik Neustätter ein. Das Unternehmen geriet in Zahlungsschwierigkeiten. Im August 1938 musste die Familie die Fabrik verkaufen. Im Zuge der „Kristallnacht“ am 9. November 1938 verschleppte die Gestapo Rupprecht Neustätter und seinen Vater ins KZ Dachau. Der 64-jährige Albert Neustätter starb dort am 24. November 1938. Rupprecht Neustätter kam am 1. Dezember 1938 unter der Auflage frei, innerhalb von wenigen Wochen Deutschland zu verlassen. Rupprecht und Kitty Neustätter bemühten sich um eine Emigration nach Australien. Doch die Genehmigung zur Einreise ließ auf sich warten. Am 20. November 1941 deportierte die Gestapo das Ehepaar nach Kaunas in Litauen. Angehörige eines SS-Sonderkommandos erschossen Rupprecht und Kitty Neustätter am Morgen des 25. November 1941. (Text Ingrid Reuther, Lektorat C. Fritsche)