Karl Heinrich Flaschner kam am 28. August 1924 in München als Sohn des Rechtsanwalts Dr. Martin Flaschner und seiner Frau Doris, geborene Treumann, zur Welt. Martin Flaschner war seit etwa 1920 Syndikus der Israelitischen Kultusgemeinde München und des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Heinrich wuchs mit seiner vier Jahre älteren Schwester Hanna auf. Die Familie wohnte zunächst in der Herzogstraße 58 und ab 1927 in der Haimhauserstraße 18 (heute 2). Im Januar 1933 zog Heinrichs verwitwete Großmutter Therese Treumann zu ihnen. Für den neunjährigen Heinrich war der frühe Tod seines Vaters am 14. März 1934 sicherlich ein schwerer Schlag. Seine Großmutter Therese Treumann starb knapp zwei Jahre später am 3. März 1936. Im Mai 1937 verließ Heinrichs Schwester Hanna München, um auf einem Gut in Groß-Breesen in der Nähe von Breslau eine Hachschara zu absolvieren, eine landwirtschaftliche Ausbildung in Vorbereitung auf die Emigration. Wenig später feierte Heinrich am 7. August 1937 in der Münchner Hauptsynagoge seine Bar Mitzwa, sicherlich ein schönes Erlebnis für den Zwölfjährigen. Im Dezember 1939 mussten er und seine Mutter ihre Wohnung in der Haimhauserstraße 18 verlassen und wurden in der Goethestraße 23 und zehn Monate später in der Landwehrstraße 6 einquartiert, wo sie in „Judenwohnungen“ unter sehr beengten Verhältnissen leben mussten. 1940 entschloss sich Heinrich Flaschner ebenfalls für eine Hachschara-Ausbildung in der landwirtschaftlichen Lehrstätte der zionistischen Jugendbünde auf Gut Winkel in Spreenhagen und im Hachschara-Zentrum der Makkabi Hazair in Ahrensdorf bei Trebbin, beides in Brandenburg. Offenbar hoffte er, nach Palästina emigrieren zu können. Doch seine Pläne scheiterten: Im Dezember 1941 quartierte ihn die Gestapo in die Baracken der „Judensiedlung Milbertshofen“ an der Knorrstraße 148 ein. Gemeinsam mit seiner Mutter wurde Heinrich Flaschner am 4. April 1942 in das Ghetto Piaski deportiert. Auch seine Cousine Anneliese Treumann, die Tochter von Heinrich Flaschners Onkel Martin Treumann, wurde nach Piaski verschleppt. Die Spuren der drei verlieren sich dort. Wo und wann sie umkamen, ist bis heute nicht bekannt. Heinrich Flaschners Schwester Hanna gelang die Emigration, sie lebte später in Australien. Auch sein Onkel Martin Treumann überlebte die Shoah.(Text: B. hutzelmann; Lektorat: Ch. Fritsche)