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Ella Stadler, geb. Spandau


Rimstinger Str. 15

Geburtsdatum:
24.12.1899
Geburtsort:
Stettin, Pommern (Szczecin, Polen)
Todesdatum:
24.11.1943
Todesort:
Auschwitz
Opfergruppe:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte
Form:
Erinnerungszeichen (Tafel)
Anbringung:
22.10.2024

Ella Spandau wurde am 24. Dezember 1899 in Stettin (heute Szczecin) als Tochter des jüdischen Kaufmanns Siegmund Spandau und seiner Ehefrau Emilie geboren. Über ihre Kindheit und Schulbildung ist nichts bekannt. 1926 heiratete sie in Berlin den katholischen Schriftsetzer Albert Stadler. Ihr Sohn Heinz Jürgen kam 1929 in München zur Welt. Die kleine Familie lebte in München in der Rimstinger Straße 15.

Nach einem Suizidversuch im Oktober 1936 wurde Ella Stadler im Schwabinger Krankenhaus behandelt. Nur vier Tage nach ihrer Entlassung am 2. November 1936 unternahm sie einen zweiten Suizidversuch in der Isar und wurde in die Psychiatrische Klinik der Universität eingeliefert. Ella Stadler gab an, ihrem Mann im Wege und ihrem Kind „nicht mehr die richtige Mutter“ zu sein. Sie fühle sich von ihren Mitmenschen gemieden und verachtet, die Bekannten im Haus seien nicht mehr so freundlich und schikanierten sie ständig. Am 28. Dezember 1936 wurde sie von der Psychiatrischen Klinik in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar verlegt. Im dortigen Krankenbericht ist zu lesen: „Seit dem polit. Umschwung traurig verstimmt, da Jüdin.“ Ella Stadler wurde am 27. Februar 1937 aus Eglfing-Haar entlassen.
Nach der Scheidung von ihrem „arischen“ Mann im Jahr 1939 war Ella Stadler der antisemitischen Verfolgung schutzlos ausgeliefert. Sie musste Zwangsarbeit leisten, unter anderem in der Graphischen Kunstanstalt in der Lothstraße. Werner Grube, der mit Ella und Heinz Stadler eng befreundet war, erinnerte sich später, dass sie 1942 zur Gestapo oder „Arisierungsstelle“ vorgeladen worden sei. Als sie ihre Kennkarte aus der Tasche nahm, sei ihr ein Straßenbahnfahrschein herausgefallen, doch Jüdinnen und Juden war die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel verboten. Vielleicht aus diesem Grund wurde Ella Stadler inhaftiert; zumindest ist auf einem 1947 erstellten Dokument der Polizei München vermerkt, dass sie vom 12. Juni 1942 bis zum 16. April 1943 in „Schutzhaft“ gewesen sei. Wenig später wurde sie in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort im Herbst 1943 ermordet. Ihr Sohn wanderte später nach Amerika aus. (Text B. Hutzelmann; Lektorat C. Fritsche)

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