Jakob Hirsch Landauer kam am 7. September 1858 als Sohn von Isaak Landauer und seiner Frau Regina, geborene Heilbronner, im schwäbischen Binswangen im Kreis Wertingen zur Welt. Mit 14 Jahren zog er nach München, vielleicht um dort eine kaufmännische Lehre zu beginnen. 1892 heiratete Jakob Landauer Rosa Oppenheimer. Sie stammte aus einer Kaufmannsfamilie und war eine waschechte Münchnerin. Das Paar bekam vier Töchter: Regina, 1893 geboren, Alice, 1895 geboren, Emmy, 1901 geboren, und Charlotte, 1909 geboren. Seit 1911 wohnte die Familie Landauer im dritten Stock der Sophienstraße 6; 1934 zogen Jakob und Rosa Landauer in die Tengstraße 25. Gemeinsam mit seiner Frau und später den Schwiegersöhnen Leo Leiter und Theodor Adler führte Jakob Landauer die Großhandlung für Weiß-, Woll-, Strumpf- und Leinenwaren L. Heilbronner & Cie in der Sonnenstraße 3. Das Unternehmen hatte 22 Beschäftigte.
Seit den 1920er Jahren fanden die Nationalsozialisten immer mehr Anhängerinnen und Anhänger. 1924 schändeten sie in Jakob Landauers Heimatort Binswangen den jüdischen Friedhof. Welche Auswirkungen die Maßnahmen gegen jüdische Geschäftsleute nach der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten auf L. Heilbronner & Cie hatten, ist unklar. Jakob Landauer starb am 12. Mai 1937 im Alter von 78 Jahren in München. Er erlebte nicht mehr, wie seine Schwiegersöhne Theodor Adler und Leo Leiter das Unternehmen ein Jahr später an die „arische“ Firma Leuze und Söhne verkaufen mussten.
Jakob Landauers Familie wurde in der NS-Zeit in alle Winde zerstreut: Seine Tochter Charlotte Wertheimer emigrierte mit ihrem Mann Sigbert und ihrem Sohn Hanns im November 1937 nach New York. Emmy Leiter gelang im Oktober 1939 mit ihrem Mann Leo und ihrer Tochter Gerda Sophie die Emigration in die USA. Seine Enkelinnen und Enkel flohen nach Dänemark und Palästina. Nur Jakob Landauers Frau Rosa blieb in München. Sie starb dort am 16. Januar 1939 an einem Herzinfarkt. (Text Elisabeth Rosa M. Noske, Lektorat C. Fritsche)