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Irene Sänger, geb. Lehmann


Maria-Einsiedel-Str. 4

Geburtsdatum:
26.04.1904
Geburtsort:
Nürnberg
Todesort:
Piaski
Opfergruppe:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte
Form:
Erinnerungszeichen (Stele)
Anbringung:
24.05.2023

Irene Lehmann kam am 26. April 1904 als Tochter von Sigmund Lehmann und seiner Frau Karoline, geborene Freund, in Nürnberg zur Welt. Sie wuchs mit ihrem drei Jahre älteren Bruder Siegfried (später Stephen) auf. Am 23. August 1932 heiratete Irene Lehmann Siegfried Friedrich (Fritz) Sänger, der zusammen mit seiner Familie das Hoch- und Tiefbauunternehmen Kleofaas & Knapp betrieb. Das Paar lebte in Augsburg und bekam eine Tochter: Anneliese wurde am 27. Juli 1933 geboren. In meiner Familie erzählt man sich, dass Irene Sänger freundlich und sanft war; sie war eine pflichtbewusste Tochter und eine wunderbare Mutter für ihre kleine Tochter.

Irene Sängers Bruder Stephen Lehmann konnte 1936 mithilfe eines Cousins nach Amerika auswandern. Offenbar bot sich auch für Irene Sänger die Chance zur Emigration, doch sie wollte ihre verwitwete und blinde Mutter Karoline nicht verlassen. Außerdem hofften Irene Sänger und ihr Mann Fritz, dass dessen Offiziersrang in der Reservearmee seine jüdische Familie vor Verfolgung schützen würde. Als Irenes Schwägerin Elsie im Oktober 1938 nach Amerika ausreisen konnte, bot sie an, Anneliese mitzunehmen. Irene Sänger ließ ihre kleine Tochter jedoch nicht gehen. Sie ahnte nicht, dass Fritz und sein Bruder Alfred Sänger nur wenig später, am 11. November 1938, im Zuge der „Kristallnacht“ in das Konzentrationslager Dachau verschleppt werden sollten. Dort wurde Irene Sängers Mann so lange unter Druck gesetzt, bis er das Familienunternehmen Kleofaas & Knapp am 30. November 1938 verkaufte und eine Lebensversicherung an „Ariseure“ auszahlte. Aus Familienbriefen geht hervor, dass Irene und Fritz Sänger nach dessen Freilassung aus Dachau verzweifelt versuchten, Deutschland zu verlassen – erfolglos. Denn inzwischen war es fast unmöglich, Visa, eine eidesstattliche Erklärung eines amerikanischen Bürgen und Geld für die Schiffspassagen zu bekommen. Die Sängers saßen in der Falle. Irene Sängers Bruder Stephen war untröstlich, dass er seine Schwester und ihre Familie nicht zu sich nach Amerika holen konnte.
Am 4. April 1942 wurde Irene Sänger mit ihrer Familie von München in das Ghetto Piaski deportiert. Die Bedingungen dort waren barbarisch. Die Menschen starben an Hunger, Krankheiten und Schwerstarbeit – oder wurden von der SS ermordet. Wann und wo Irene Sänger starb, ist bis heute unbekannt. Auch ihr Mann Fritz Sänger und ihre Tochter Anneliese, ihre Schwägerinnen Berta und Selma Sänger sowie ihre Schwager Alfred und Stephan Sänger überlebten die Shoah nicht. Ihre Mutter Karoline Lehmann wurde 1943 im Ghetto Theresienstadt ermordet. (Text Nancy Freund-Heller; Lektorat C. Fritsche)


Erinnerungszeichen für die Familie Sänger

Im Gedenken an die Familie Sänger fand am 24. Mai 2023 eine Veranstaltung in der Rotunde des Stadtarchivs in der Winzererstraße statt. Im Anschluss wurden die Erinnerungszeichen für die einzelnen Familienmitglieder an ihren ehemaligen Wohnorten platziert.

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