Titelbild Biografien
Biografie Detailseite 1

Friedrich (Fritz) Johann Gemmel


Arnulfstr. 194



Geburtsdatum:
08.05.1868
Geburtsort:
Poppenreuth
Todesdatum:
15.09.1943
Todesort:
Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar
Opfergruppe:
Opfer der Krankenmorde
Form:
Erinnerungszeichen (Tafel)
Anbringung:
18.07.2023

Friedrich (Fritz) Johann Gemmel wurde am 8. Mai 1868 als Sohn des Eisenbahnbediensteten Johann Gemmel und seiner Frau Margarete in Poppenreuth im Landkreis Fürth geboren. Er wurde Prokurist bei der Spatenbrauerei in München. Am 13. August 1903 heiratete er die aus Rattiszell stammende Klara Dimpfl. Die beiden bekamen keine Kinder. Im Ersten Weltkrieg meldete sich Fritz Gemmel freiwillig, wurde jedoch nach eigenen Angaben nicht zum Militär eingezogen, vermutlich wegen einer Erkrankung. Fritz und Klara Gemmel lebten zunächst in der Pötschnerstraße 7 in Neuhausen. 1929 zogen sie in die Siedlung der Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG in Neuhausen, in den dritten Stock der Arnulfstraße 194. Vier Jahre später ging Fritz Gemmel mit 65 Jahren in Rente. Nach dem Tod seiner Frau Klara lebte er ab 1938 allein. Ab und zu sah eine Nachbarin nach ihm. Als Anhänger der Kneipp-Therapie fuhr er jedes Jahr zur Kur nach Bad Wörishofen.
Seit Anfang der 1940er Jahre hatte Fritz Gemmel immer wieder epileptische Anfälle und war deswegen im Herbst 1942 im Schwabinger Krankenhaus in Behandlung. Nach einem erneuten Anfall wurde er am 10. Mai 1943 von seiner Nichte in die Psychiatrische und Nerven-Klinik München gebracht. Bei der Aufnahme erlebte der Arzt Fritz Gemmel als „schlagfertig und witzig“ und diagnostizierte eine Hirnarteriosklerose, eine Arterienverkalkung, die die epileptischen Anfälle auslöste. Am 23. Mai 1943 konnte Fritz Gemmel nach Hause zurückkehren. Am 10. September 1943 wurde er erneut in die Psychiatrische und Nerven-Klinik München eingeliefert. Die Polizei hatte den 75-Jährigen aufgegriffen, weil er „im Hemd in Nymphenburg herum[lief]“. Anders als noch vor wenigen Monaten beschrieben die Ärzte Fritz Gemmel nun als „verwirrt“ und „dement“ und hielten fest: „Der Patient klettert häufig aus seinem Bett heraus, geistert im Saal herum und findet nicht zu seinem Bett zurück.“ Am 13. September 1943 wurde Fritz Gemmel in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar verlegt. Dort starb er zwei Tage später – offiziell an Herzinsuffizienz. Es ist allerdings sehr wahrscheinlich, dass die Ärzte Fritz Gemmel im Zuge der Euthanasie gezielt töteten. (Text: Tina Ciric, Azubi bei der GEWOFAG; Lektorat: C. Fritsche)

Erinnerungszeichen für Mieterinnen und Mieter der GEWOFAG (jetzt Münchner Wohnen) in Neuhausen

Auch Mieterinnen und Mieter der Münchner Wohnen (früher GEWOFAG), Münchens größter Wohnungsbaugenossenschaft, wurden Opfer der Nationalsozialisten. Gemeinsam mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt setzte die GEWOFAG nun Erinnerungszeichen für ihre ehemaligen Mieterinnen und Mieter.

Zur Veranstaltung