Franz Xaver Stützinger, von seinen Freunden Xyde genannt, stammte aus einer Arbeiterfamilie. Weil seine Ausbildungsstätte im Zuge der Revolution 1919 geschlossen wurde, konnte er seine Lehre als Schlosser und Werkzeugmacher nicht abschließen. Er arbeitete unter anderem als Hilfsarbeiter und Gerüstbauer auf den Baustellen seines Großvaters.
Anfang 1920 wurde Franz Xaver Stützinger Mitglied im kommunistischen Jungspartakusbund. Später trat er auch der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei. Ende Juli 1931 wurde Franz Xaver Stützinger dabei erwischt, wie er an die Mauer der Max-II-Kaserne mit roter Farbe den Aufruf „Heraus auf die Straßen am 1. August zur KPD“ schrieb. Das gegen ihn eingeleitete Ermittlungsverfahren wurde jedoch mangels Beweisen eingestellt. Nur wenige Monate später, am 18. Dezember 1931, wurde Franz Xaver Stützinger zum zweiten Mal verhaftet – diesmal wegen des Besitzes von illegalen Schriften des verbotenen Rotfrontkämpferbunds. Weil er bei der Verhaftung ein Buch mit belastenden Notizen bei sich trug, verurteilte ihn das Reichsgericht in Leipzig am 5. Dezember 1932 wegen „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ zu einem Jahr und neun Monaten Gefängnis. Im Zuge einer Weihnachtsamnestie wurde Franz Xaver Stützinger am 23. Dezember 1932 entlassen und konnte zu seiner Frau Margarete und seinem damals siebenjährigen Sohn Franz Xaver, genannt Ferry, nach Hause in Volkartstraße 71 zurückkehren.
Als bekannter Kommunist wurde Franz Xaver Stützinger unmittelbar nach der „Machtübernahme“ in Bayern am 9. März 1933 verhaftet und wenige Tage später am 25. März 1933 in das soeben eröffnete Konzentrationslager Dachau überstellt. Dort bekam er als politischer Gefangener die Brutalität der SS-Wachmänner in besonderem Maße zu spüren. Als illegale Druckschriften in das Lager geschmuggelt wurden, fiel der Verdacht auf Franz Xaver Stützinger. Er wurde so schwer gefoltert, dass er am 11. Mai 1935 seinen Verletzungen erlag. In die Sterbeurkunde ließ die SS „Selbstmord“ als Todesursache eintragen. Unter großer Anteilnahme von seinen Freunden wurde er auf dem Münchner Westfriedhof beigesetzt. (Text Friedbert Mühldorfer, , Lektorat C. Fritsche)