Stele mit Erinnerungszeichen für Siegfried Wilmersdörfer
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Siegfried Wilmersdörfer


Haimhauserstr. 1

Geburtsdatum:
14.03.1879
Geburtsort:
Regensburg
Todesdatum:
01.01.1941
Todesort:
Brüssel
Opfergruppe:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte
Form:
Erinnerungszeichen (Stele)
Anbringung:
27.01.2022
Stadtteil:
Schwabing - Freimann

Siegfried Wilmersdörfer kam am 14. März 1879 in Regensburg als uneheliches Kind von Zerline Wilmersdörfer in Weiden zur Welt. Er wuchs bei Verwandten in Regensburg auf und ging dort zur Schule. Am 11. März 1911 heiratete er Flora Schmidt. Das Paar zog nach Landshut, wo Flora Wilmersdörfer 1912 Tochter Anna Lina das Leben schenkte. Ihr Ehemann führte dort ein Geschäft. Während des Ersten Weltkriegs diente er an der Front und wurde u.a. mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.
1919 übersiedelte die Familie nach Amberg, wo Siegfried Wilmersdörfer ein Textilwarengeschäft eröffnet hatte. 1922 wurde das Geschäft nach München in die Senefelderstraße verlegt. Von 1925 bis 1935 wohnte die Familie in der Haimhauserstraße 19 (heute 1). Sie besuchten regelmäßig die Hauptsynagoge in der Herzog-Max-Straße. Siegfried Wilmersdörfer war kunstinteressiert, liebte Musik und Bergsteigen. Er war Mitglied im „Reichsbund jüdischer Frontsoldaten“. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich das Leben der Familie grundlegend: Im September 1938 musste die Firma weit unter Wert an der Thüringer Strickwarenfabrikanten Martin Ringelmann „arisiert“ werden. Die Gestapo inhaftierte den herzkranken Siegfried Wilmersdörfer im Zuge der „Kristallnacht“ am 9. November 1938 vier Wochen im Konzentrationslager Dachau. Dort musste er einem Rechtsanwalt die Vollmacht über alle seine Vermögensangelegenheiten erteilen. Das Ehepaar Wilmersdörfer hatte Visa für Kuba und verließ Deutschland am 13. Mai 1939 an Bord der „MS St. Louis“. Ein Dekret des kubanischen Präsidenten verbot aber den über 900 jüdischen Passagiere die Einreise, das Schiff musste den Hafen verlassen. Am 14. Juni 1939 erklärten sich Belgien, Großbritannien, Frankreich und die Niederlande bereit, die verzweifelten Menschen aufzunehmen. Flora und Siegfried Wilmersdörfer lebten nun in Brüssel.
Nach der deutschen Besetzung Belgien im Mai 1940 gerieten sie erneut in den Machtbereich der Nationalsozialisten. Siegfried Wilmersdörfer verstarb am 1. Mai 1941 an einem Herzinfarkt. Am 31. Juli 1943 verschleppte die SS Flora Wilmersdörfer vom Sammellager Mechelen in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau,wo sie vermutlich sofort ermordet wurde. Tochter Anna Lina gelang mit ihrer Familie die Emigration in die USA. (Text Barbara Hutzelmann, Lektorat C. Fritsche)

Erinnerungszeichen für Siegfried und Flora Wilmersdörfer

Am 27. Januar 2022 wurden in der Haimhauserstraße 1 die Erinnerungszeichen für Flora und Siegfried Wilmersdörfer übergeben.

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