Zahlreiche Mitglieder der Familien Krämer und Cahnmann reisten im Juli 2023 aus aller Welt nach München, um der Anbringung von Erinnerungszeichen für ihre Angehörigen beizuwohnen. Viele hatten sich schon lange nicht mehr gesehen, einige lernten sich bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal kennen und so wurde die Gedenkveranstaltung auch zu einem großen Familientreffen.
Die ersten beiden Erinnerungszeichen für Max und Clementine Krämer wurden in der Trautenwolfstraße 4 angebracht. Das Ehepaar lebte seit 1910 in dem Anwesen, in dem sich heute der Zentrale Psychologische Dienst der Bayerischen Polizei befindet.
Die Autorin und Frauenrechtlerin Clementine Krämer hatte bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts für das Frauenwahlrecht gekämpft und war Vorstandsmitglied des Jüdischen Frauenbunds. Ihr Mann Max Krämer war ein vermögender Bankier, der sein eigenes Finanzinstitut führte. 1937 wurde das Paar gezwungen, die Wohnung in der Trautenwolfstraße zu verlassen. Statt ihrer zog ein hoher NS-Funktionär in die Wohnung. 1939 starb Max Krämer. Clementine Krämer wurde im Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie im November 1942 starb.
Am Dienstag, den 13. Juli 2023 fand im Hinterhof des Anwesens Trautenwolfstraße 4 eine Gedenkfeier statt. Thomas Hampel, Polizeipräsident in München und Stadtrat Lars Mentrup in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt München sowie Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern begrüßten die Anwesenden. Prof. Alan Steinweis von der University of Vermont sprach über die Verfolgung der Jüdinnen und Juden in der NS-Zeit. Nach der Anbringung der Erinnerungszeichen für Clementine und Max Krämer stellte Daniel Ammann ihre Lebensgeschichten vor, die Angehörige Melisa Cahnmann-Taylor intonierte das Gedicht »Am I Really That Jewish?«. Patric Wolf vom Bezirksausschuss 12 – Schwabing-West hielt das Schlusswort.