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Siegfried Gerstle


Elisabethstr. 30

Birthdate:
24.05.1864
Birthplace:
Steppach, Kr. Augsburg
Date of death:
05.01.1939
Place of death:
München
Victim group:
Als Jüdinnen und Juden Verfolgte
Form:
Erinnerungszeichen (Stele)
Attachment:
22.10.2025

Siegfried Gerstle kam am 24. Mai 1864 als jüngstes Kind des Woll- und Tuchhändlers Abraham Gerstle und seiner Frau Amalie in Steppach bei Augsburg zur Welt. 1870 zog die Familie nach Augsburg. Dort besuchte Siegfried Gerstle die Königliche Studienanstalt bei St. Anna, das heutige Gymnasium bei St. Anna. Ob er anschließend eine Ausbildung absolvierte, ist unklar. 1894 zog Siegfried Gerstle nach München. Dort hatte der Betrieb seiner Familie, den inzwischen seine Brüder Gerson und Max leiteten, im Thal 56 ein Baumwoll- und Kurzwarengeschäft übernommen. Vermutlich war Siegfried Gerstle im Familienunternehmen tätig. Erst 1921 wurde er jedoch Teilhaber, gemeinsam mit seinem Neffen Arthur. Siegfried Gerstle gründete keine Familie. Er wohnte stets zur Untermiete. Im August 1932 zog er in die Schubertstraße 4 zu Isidor und Alice Neuburger. Als das Ehepaar im März 1937 in die Elisabethstraße 30 umsiedelte, zog Siegfried Gerstle mit.
Welche Auswirkungen die ersten Jahre der NS-Herrschaft und die Ausgrenzung als Jude auf Siegfried Gerstle hatten, ist unklar. Der Betrieb seiner Familie, der inzwischen als Gerson Gerstle firmierte, wurde 1938 ins Verzeichnis der jüdischen Gewerbetreibenden in München aufgenommen. In welchem Umfang Siegfried und Arthur Gerstle das Geschäft in der Schützenstraße 1a zu diesem Zeitpunkt noch betrieben, geht aus den Quellen nicht hervor. Angesichts der Diskriminierung jüdischer Geschäftsleute ist jedoch zu vermuten, dass es immer schwerer wurde, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Spätestens die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ vom November 1938 brachte das Ende für das Geschäft. Um die deutschen Jüdinnen und Juden finanziell auszuplündern, verhängte die NS-Regierung im November 1938 außerdem eine Judenvermögensabgabe in Höhe von 20 Prozent des Gesamtvermögens. Auch Siegfried Gerstle musste die Sonderabgabe zahlen, bei ihm 22.250 Reichsmark. Er starb nur wenig später, am 5. Januar 1939 mit 74 Jahren im Israelitischen Krankenheim in München. Seinem Neffen Arthur Gerstle war es 1938 gelungen, mit seiner Familie in die USA zu emigrieren. (Text Stefan Dickas, Lektorat C. Fritsche)

5 Jahre ErinnerungsWerkstatt München e. V.

Zum fünfjährigen Bestehen der ErinnerungsWerkstatt München e. V. fand am Dienstag, den 21. Oktober 2025 im Goethe-Institut eine Gedenkveranstaltung für 14 Opfer des Nationalsozialismus statt. Im Anschluss wurden zwei der Erinnerungszeichen gesetzt. Am darauffolgenden Tag folgten zwölf weitere Erinnerungszeichen.

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