Paula Lehmann kam am 8. November 1876 als Tochter von Isaak Lehmann und seiner Frau Julie, geborene Bernheim, in München zur Welt. Sie besuchte wahrscheinlich eine Höhere Töchterschule. 1898 heiratete sie den Orthopäden Arthur Dreyer, der in der Karlstraße eine „Medico-mechanische Privatheilanstalt“ betrieb. Zwei Jahre später kam Tochter Mathilde zur Welt.
Mit Beginn der NS-Herrschaft änderte sich das Leben von Paula Dreyer und ihrer Familie grundlegend.
Angesichts des Drucks auf jüdische Ärztinnen und Ärzte musste Arthur Dreyer 1933 seine Heilanstalt auflösen. Im selben Jahr flohen Paula Dreyers Tochter Mathilde und ihr Ehemann Sally Grünebaum nach Palästina. Paula und Arthur Dreyer zogen 1934 ins Erdgeschoß der Johann-von-Werth-Straße 2. Dort freundeten sie sich mit dem nichtjüdischen Kaufmann Hanns Ebner und seiner Frau an. Obwohl das Ehepaar deswegen angefeindet wurde, hielten Ebners an der Freundschaft fest. Paula und Arthur Dreyer wurden immer wieder von der Gestapo terrorisiert: Mehrmals durchsuchten Gestapobeamte ihre Wohnung und stahlen dabei unter anderem Gold- und Silberschmuck. Kurz nach der Aufhebung des Mieterschutzes für Jüdinnen und Juden erhielt das Ehepaar Dreyer die Kündigung für die Wohnung und musste im Oktober 1940 in die Pension Patricia in der Goethestraße 54 ziehen. Weil sie ihre Möbel nicht dorthin mitnehmen konnten, mussten Paula und Arthur Dreyer viele Gegenstände versteigern. So gingen die mit Schnitzereien verzierten Möbel aus dem Speisezimmer für den Spottpreis von 300 Reichsmark in „arischen“ Besitz über. Den Erlös zog das Finanzamt ein.
Für Paula Dreyer war es vermutlich schwer, sich in den beengten Verhältnissen in der Pension zurechtzufinden. Als sie sich einer Operation unterziehen musste, erholte sie sich davon nicht mehr. Paula Dreyer starb am 27. November 1940 und wurde auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in München bestattet. Ihr Mann Arthur Dreyer wurde 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Er erlag den katastrophalen Bedingungen dort am 24. Februar 1943. (Text Ingrid Reuther, Lektorat C. Fritsche)