Siegmund Oppenheimer (Sigmund in der Geburtsurkunde, Sichmund in fränkischer Mundart, Siegmund in der Todesurkunde), geboren am 18. Januar 1904, war der zweite von drei Söhnen und einer nachgeborenen Tochter der Eheleute Josef und Berta Oppenheimer, geborene Stern. Josef Oppenheimer stammte aus Aschbach bei Bamberg. Die Jüdinnen und Juden dieses Dorfes gingen einem traditionellen Judentum nach, auch die Kinder der Familie Oppenheimer wurden so erzogen.
Berta Stern stammte aus Hofheim in Unterfranken. Josef Oppenheimer heiratete in die Familie Stern ein und übernahm das Anwesen in der Hofheimer Hauptstraße. Dort betrieb er einen Getreide- und Mehlhandel. Die Söhne der Familie mussten im Winter und im Sommer frühmorgens vor Schulbeginn in Hofheim ins Nachbardorf zum jüdischen Religionsunterricht gehen. Das trug zur lebenslangen Abneigung gegen die Religion bei allen drei Söhnen bei. Wie viele jüdische junge Männer mussten sie eine kaufmännische Lehre absolvieren – vorzugsweise bei jüdischen Lehrherren, mit Familienanschluss, um weiterhin einem entsprechenden Lebensstil nachkommen zu können, besonders was die Speisegesetze betrifft.
Dabei stand für Siegmund Oppenheimer von vornherein fest, dass er als zweitgeborener Sohn das elterliche Geschäft nicht übernehmen würde und so früh wie möglich selbstständig werden sollte. 1922/23 schloss er seine Lehre ab. Während der bewegten Zwanzigerjahre der Weimarer Republik versuchte er sein Glück in Argentinien. Ab 1929 befand er sich in München, wo er zur Untermiete in der Mittererstraße 12 wohnte. Seit Juni 1932 war er in der Zweigstraße 6 gemeldet und arbeitete
als Vertreter.
Im Januar 1933 kamen die Nationalsozialisten an die Macht. Sein Vater starb 1933. Sein ältester Bruder Justin war am 29. April 1933 verhaftet und wie sein Vetter Benno aus Kitzingen in »Schutzhaft« in das Konzentrationslager Dachau gebracht worden. Am 3. Mai, nur fünf Tage nach der Verhaftung seines Bruders, meldete sich Siegmund Oppenheimer in München ab und verließ seine Heimat. Er flüchtete nach Spanien.
Erste Lebenszeichen aus Spanien sind in der Korrespondenz mit seiner Mutter überliefert. Ende April 1936 erreichte die Familie in Deutschland ein Schreiben Siegmund Oppenheimers mit dem Briefkopf einer Firma in Orense in Galicien, in der er beschäftigt war.
Aus dieser spärlichen Korrespondenz, jedoch besonders aus den beigefügten Fotografien lässt sich ersehen, dass er es in Spanien zu einer bürgerlichen Existenz gebracht hatte. Er ließ sich in Ferienstimmung und mit jungen Damen flanierend fotografieren. Siegmund Oppenheimer war unverheiratet und hatte keine Kinder.
Der Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs brachte dieses Kapitel in Siegmund Oppenheimers Leben zu einem jähen Ende. Ein Militärputsch antidemokratischer, faschistischer Generäle, der im Juli 1936 den drei Jahre währenden Bürgerkrieg einleitete, beseitigte die recht mäßige Republik. In wenigen Wochen wurde die ganze Region Galicien von den nationalistischen Putschisten unter General Francisco Franco erobert und einer mörderischen antirepublikanischen Repression ausgesetzt.
Siegmund Oppenheimer war aus unbekannten Gründen in Francos Armee und fiel im März 1938 in Alcornoco silla (Belmez) an der Front von Córdoba. Sein Grab sucht man vergeblich. Wahrscheinlich ruht er in einem Massen grab. Das Erinnerungszeichen in der Zweigstraße 6 zeugt nun, 87 Jahre nach seinem Tod, als einziger Erinnerungsort von seinem kurzen Leben. (Text Barbara Hutzelmann gemeinsam mit Angehörigen)