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Elisabeth (Liesel) Baerlein


Wasserburger Landstr. 209

Geburtsdatum:
26.03.1917
Geburtsort:
München
Todesort:
Auschwitz
Opfergruppe:
Als geltungsjüdisch Verfolgte
Form:
Erinnerungszeichen (Stele)
Anbringung:
09.10.2020
Stadtteil:
Trudering - Riem

Elisabeth Baerlein hatte eine behütete Kindheit in Trudering: In der Wasserburger Landstraße 209 betrieben ihre Eltern Friedrich und Katharina Baerlein, geborene Huber, das beliebte Ausflugslokal „Phantasie“. Weil Elisabeth schon als junges Mädchen musikalisch sehr begabt war, wurde sie 1933 mit 16 Jahren an der Akademie für Tonkunst in München aufgenommen und studierte dort Violine. Mit der „Machtübernahme“ und den 1935 in Kraft getretenen „Nürnberger Rassengesetze“ änderte sich ihr Leben grundlegend: Als Tochter eines jüdischen Vaters und einer zum Judentum übergetretenen Mutter war Elisabeth Baerlein nun eine „Geltungsjüdin“ und musste die Akademie 1936 verlassen. Sie begann stattdessen eine Ausbildung an einem privaten Konservatorium. Gleichzeitig bemühte sie sich vergeblich, aus Deutschland zu fliehen und nahm an einer landwirtschaftlichen Schulung zur Vorbereitung auf die Emigration nach Palästina teil. Im Zuge der „Kristallnacht“ im November 1938 wurde ihr Vater Friedrich Baerlein ins KZ Dachau gebracht und dort schwer misshandelt. Außerdem wurden er und seine Frau gezwungen, ihren Besitz zu verkaufen.
Am 1. Juni 1942 musste die Familie Baerlein in die „Heimanlage für Juden“ in der Clemens-August-Straße 9 ziehen. Nur wenige Tage später, am 18. Juni 1942, wurde Elisabeth Baerlein in das das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort spielte sie in mehreren Orchestern. Sie ist auf vielen Zeichnungen aus dem Ghetto zu sehen und vermutlich auch in dem Propagandafilm „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“. In Theresienstadt heiratete Elisabeth Baerlein offenbar Josef Lederer. Die Ehe wurde allerdings nicht amtlich bestätigt. Was mit Josef Lederer passiert ist, ist nicht bekannt. Am 6. Oktober 1944 deportierte die SS Elisabeth Baerlein in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Die SS ermordete sie dort vermutlich sofort nach Ankunft des Zuges am 9. Oktober 1944 mit nur 27 Jahren.
Elisabeth Baerleins Eltern überlebten die NS-Zeit und kämpften viele Jahre um die teilweise erfolgte Rückerstattung ihres Besitzes. Heute erinnert in Trudering-Riem die Elisabeth-Baerlein-Straße an die von den Nationalsozialisten ermordete Musikerin. (Text Barbara Hutzelmann, Lektorat C. Fritsche)