Paula Jordan kam am 17. Mai 1889 in Steinach an der Saale bei Bad Kissingen zur Welt. Ihr Vater, der Viehgroßhändler Lazarus Frank, war Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde und Mitglied des Gemeinderats. Paula Frank besuchte das Institut der Englischen Fräulein in Bad Kissingen. Nach ihrer Heirat mit dem Kunsthändler Siegfried Jordan am 16. Dezember 1921 zog sie mit ihm nach München. Gemeinsam betrieb das Ehepaar die Kunstgalerie Jordan & Co., die sich zunächst in der Blumenstraße 21 befand und später in der Prinzregentenstraße 2. 1923 wurde Sohn Peter geboren. Zwei Jahre später zog die junge Familie in die Mauerkircherstraße 13.
Mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft verschlechterte sich die Lebenssituation der Familie Jordan. Wie alle Jüdinnen und Juden durften Paula und Siegfried Jordan nicht Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste werden und bekamen damit keine Genehmigung, mit sogenanntem deutschen Kulturgut zu handeln. 1938 mussten sie ihr Gewerbe abmelden. Die Galerie ging im Dezember 1939 an einen langjährigen Mitarbeiter und an den nichtjüdischen Schwager von Paula Jordan über, den späteren Bundesjustizminister Dr. Thomas Dehler. Weil sie sich München eng verbunden fühlte, hatte sich die Familie Jordan lange nicht dazu entschließen können, Deutschland zu verlassen. Im Mai 1939 gelang es Paula und Siegfried Jordan, ihrem damals 15-jährigen Sohn Peter die rettende Emigration nach Großbritannien zu ermöglichen. Sie ahnten nicht, dass sie ihn nie wiedersehen würden.
Im Frühjahr 1940 mussten Paula und Siegfried Jordan ihre Wohnung in der Mauerkircherstraße verlassen. Sie wechselten mehrmals die Bleibe und lebten unter anderem in einer Pension in der Leopoldstraße 16. Gemeinsam mit rund 1.000 anderen jüdischen Frauen, Männern und Kindern erhielten Paula und Siegfried Jordan den ersten Deportationsbefehl in München: Am 20. November 1941 brachte die Gestapo sie in die „Judensiedlung Milbertshofen“ an der Knorrstraße 148 und deportierte sie ins litauische Kaunas. Dort erschossen sie SS-Einsatzgruppen am 25. November 1941 und ließen sie in Massengräbern verscharren. (Text Barbara Hutzelmann, Lektorat C. Fritsche)