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Karl Simon


Kraelerstr. 6

Geburtsdatum:
15.11.1925
Todesdatum:
09.08.1942
Todesort:
Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar
Opfergruppe:
Opfer der Krankenmorde
Form:
Erinnerungszeichen (Tafel)
Anbringung:
08.07.2025

Karl Simon wurde am 15. November 1925 in München geboren. Er lebte mit seiner Familie in einer Siedlung der GEWOFAG (heute Münchner Wohnen) in der Kraelerstraße 6. Sein Vater Heinrich Simon verlor 1933 aufgrund seiner politischen Haltung – er war Sozialdemokrat – seine Anstellung beim Arbeitsamt München und fand erst ein Jahr später wieder Arbeit in einer Keksfabrik. Karl litt seit dem dritten Lebensjahr an epileptischen Anfällen. Seine schulische Laufbahn war geprägt von gesundheitlichen Einschränkungen. Nach dem Besuch der Volksschule und einem Jahr Berufsschule wurde er aufgrund seiner Erkrankung vom Schulbesuch freigestellt.
Am 7. November 1939 wurde Karl Simon zum ersten Mal in die Psychiatrische und Nerven-Klinik München aufgenommen. Die ärztlichen Berichte schilderten den damals 13-Jährigen zunächst als ruhig und schüchtern, später als lebhafter. Fünf Tage nach seiner Aufnahme wurde er wieder entlassen. 1942 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand: Karl Simon zeigte starke Wesensveränderungen, litt unter Erregungszuständen und immer häufigeren epileptischen Anfällen. Am 23. April 1942 wurde er erneut in die Nervenklinik eingewiesen. Die Diagnose lautete nun „genuine Epilepsie“, also angeborene Epilepsie. Den rassenhygienischen Vorstellungen der Nationalsozialisten folgend galten Menschen mit Epilepsie als „unwertes Leben“. Sie wurden zwangssterilisiert und im Rahmen des „Euthanasie“-Programms gezielt getötet, unter anderem durch überdosierte Medikamente und Mangelernährung. Weil das Gesundheitsamt München eine Unterbringung in einer geschlossenen Einrichtung für erforderlich hielt, wurde Karl Simon am 21. Mai 1942 in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar verlegt. Dort wurde sein Zustand in den folgenden Wochen immer schlechter.
Nach zweieinhalb Monaten in Eglfing-Haar, am 8. August 1942, starb Karl Simon im Alter von 16 Jahren. Als offizielle Todesursache wurde Bronchitis angegeben. Angesichts des rapiden körperlichen Abbaus – er verlor in kurzer Zeit vier Kilogramm Gewicht – kann von mangelnder Verpflegung und Vernachlässigung ausgegangen werden. Er wurde gezielt mit überdosierten Medikamenten ermordet. (Text von Kim Jaeger und Annalena Trawitzki; Lektorat C. Fritsche)

Erinnerungszeichen für Lisette Lilie, Karl Simon, Betty Landauer und Julian Marcuse

Am 8. Juli 2025 fand in der Kraelerstraße 16 eine Gedenkveranstaltung für ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner der Münchner Wohnen statt. Im Anschluss wurden die Erinnerungszeichen für Lisette Lilie, Karl Simon, Betty Landauer und Julian Marcuse angebracht.

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