August Gänswein wurde am 23. März 1891 in Riedern am Wald geboren im Schwarzwald geboren. Wohl weil sein Vater Otto (August) Gänswein als Schmied und Bauer nicht genügend verdiente, zog er auf Suche nach Arbeit mehrfach mit seiner zehnköpfigen Familie um. 1909 ließ sich die Familie in Konstanz nieder. Dort gründete August Gänswein 1912/13 gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Gustav das Handelsbüro Gebrüder Gänswein. In den 1920er Jahren stieg das Unternehmen zu einem der erfolgreichsten Betriebe in der Branche auf und unterhielt Agenturen in 60 Städten, auch außerhalb Deutschlands. Doch der Erfolg war nicht von Dauer: 1925 musste die Firma Konkurs anmelden; August Gänswein wurde wegen Betrugs zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt. Ebenfalls Mitte der 1920er Jahre verlor er bei einem schweren Straßenbahnunfall einen Fuß. Offenbar weil er neu anfangen wollte, zog August Gänswein 1925 nach München und war hier ebenfalls in der Immobilienbranche tätig. Nach mehreren Umzügen lebte er zuletzt in der Müllerstraße 34.
Anfang der 1930er Jahre geriet August Gänswein wegen des Verdachts der „widernatürlichen Unzucht“ ins Visier der Polizei. Diese befragte ihn ab 1932 mehrfach wegen sexueller Beziehungen zu Männern. Am 6. Oktober 1936 wurde August Gänswein verhaftet, offenbar wegen Bauschwindels. Doch bei den Ermittlungen stand bald schon seine angebliche Homosexualität im Mittelpunkt: Für den Vernehmungsbeamten Kappl war August Gänswein ein „Staatsfeind schlimmster Sorte“. Am 5. Dezember 1936 wurde August Gänswein in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Im Rahmen der Aktion 14f13 - der Ermordung von nicht mehr arbeitsfähigen Häftlingen aus Konzentrationslagern – wurde August Gänswein mit 100 anderen Häftlingen aus dem KZ Dachau am 22. Januar 1942 zur Tötungsanstalt Hartheim gebracht. Ebenso wie alle anderen Menschen dieses „Invalidentransports“ wurde er unmittelbar nach der Ankunft vergast. Um seine Ermordung zu verschleiern, stellte das so genannte Standesamt Dachau II im KZ Dachau eine Sterbeurkunde mit falschen Angaben aus.
(Text Stefan Dickas, Lektorat Christiane Fritsche)