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Barbara (Babette) Hartard


Unsöldstr. 13

Geburtsdatum:
28.12.1895
Geburtsort:
Freimersheim (Pfalz)
Todesdatum:
03.09.1940
Todesort:
Tötungsanstalt Hartheim
Opfergruppe:
Opfer der Krankenmorde
Form:
Erinnerungszeichen (Tafel)
Anbringung:
18.01.2019
Stadtteil:
Altstadt - Lehel

Barbara Hartard, genannt Babette, wuchs in Speyer als Tochter eines Schneidermeisters auf. 1909 trat sie mit 13 Jahren eine Anstellung als Haushaltshilfe bei einer Beamtenfamilie in Speyer an und ging mit dieser für einige Zeit nach München. In den nächsten Jahren arbeitete sie als Dienstmädchen für verschiedene Familien. Im August 1924 zog Barbara Hartard nach München in die Pension Daser in der Galeriestraße 36 (heute Unsöldstraße 13). Nur wenige Wochen später wurde sie am 22. September 1924 in die Psychiatrische Klinik aufgenommen. Mit der Diagnose „Schizophr[ene] paranoide Demenz“ kam sie in die geschlossene Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar. Die Einweisung lehnte Barbara Hartard vehement ab, wie die Patientenakte festhält: „Wo ich hingehe, das geht Sie nichts an. […] Ob ich Stimmen höre, geht Sie nichts an. Was ich höre, kann Ihnen egal sein, das ist ja meine Sache. Ich störe ja niemand mit dem[,] was ich höre.“
Im Laufe der Jahre besserte sich Barbara Hartards Zustand nicht, im Gegenteil: Immer häufiger reagierte sie aggressiv und wurde in das sogenannte „feste Haus“ 22 für sehr unruhige oder straffällige Patientinnen verlegt. 1938 übernahm der überzeugte Nationalsozialist Hermann Pfannmüller die Leitung der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar. Mit einem roten Kreuz markierte er die Akten aller Patienten, die er als „lebensunwert“ einstufte, darunter auch die von Barbara Hartard. Am 3. September 1940 wurde sie zusammen mit 120 anderen Frauen in die Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart bei Linz deportiert, ein Zwischenlager für die Tötungsanstalt Hartheim. Ihrer Familie teilte man im Spätsommer 1940 mit, dass Barbara Hartard am 18. September 1940 an einer Lungenentzündung gestorben sei. Vermutlich stimmten weder das Datum noch die Todesursache. Für 30 Reichsmark konnten sich Hartards die Urne zusenden lassen. Sehr wahrscheinlich enthielt diese nicht Barbara Hartards Asche, sondern die wahllos zusammengekehrten Überreste anderer „Euthanasie“-Opfer. (Text Christian Hartard, Lektorat C. Fritsche)