Max Ursprung kam am 9. September 1886 als Sohn des Glasermeisters Eduard Ursprung und seiner Frau Marie, geborene Geitner, in Traunstein zur Welt. Von Beruf war er Spengler. Er lebte in München, zeitweise aber auch in Freising, Rosenheim und Berlin. In München zog er oft um und wohnte meist zur Untermiete, oft nur für wenige Tage oder Wochen. Seinen letzten Wohnsitz hatte Max Ursprung in der Dreimühlenstraße 28. Seit 1. November 1932 wohnte er dort im zweiten Stock des Rückgebäudes.
Am 30. April 1933 wurde Max Ursprung verhaftet und ins Gefängnis Neudeck eingeliefert. Schon zuvor war er mehrmals verurteilt worden, neben Betteln und Waffenbesitz auch wegen seiner Homosexualität. In Deutschland standen sexuelle Handlungen zwischen Männern seit 1872 unter Strafe. Auf Max Ursprungs Einwohnermeldekarte ist vermerkt, dass er sich wegen seiner Homosexualität regelmäßig bei der Polizei melden musste. 1935 verschärfte die NS-Regierung den entsprechenden Paragraph 175 des Reichsgesetzbuchs erheblich.
Nach fünf Jahren Haft in Neudeck kam Max Ursprung nicht frei. Weil er wegen seiner Vorstrafen als „Berufsverbrecher“ galt, ordnete die Münchner Kriminalpolizei am 13. August 1938 „Schutzhaft“ für ihn an und wies ihn am 14. September 1938 in das Konzentrationslager Dachau ein. Wenig später wurde Max Ursprung am 3. Oktober 1938 in das Konzentrationslager Flossenbürg in der Oberpfalz überstellt. Am 5. Juli 1942 kam er in das Konzentrationslager Stutthof bei Danzig. Die Überstellungsliste des Konzentrationslagers Flossenbürg erweckt den Anschein, als ob das Lager Stutthof Häftlinge mit bestimmten Berufen angefordert hatte: Die Liste ist nach „Handwerksberufen“ sortiert, unter Spengler wird Max Ursprung genannt. Am 12. Oktober 1942 starb Max Ursprung im Konzentrationslager Stutthof, nach vier Jahren Lagerhaft offenbar völlig entkräftet. Der Lagerarzt hielt fest: „Schwächlicher, alter Mann“, an „Herz- und Altersschwäche“ verstorben. (Text Stefan Dickas, Lektorat C. Fritsche)