Friedrich Crusius kam mit sechs Jahren nach München, als sein Vater Otto Crusius 1903 an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) den Lehrstuhl für klassische Philologie übernahm. Nach dem Abitur begann Friedrich Crusius zunächst ebenfalls an der LMU ein Studium, musste dieses aber unterbrechen, weil er im Ersten Weltkrieg eingezogen wurde. Nach Kriegsende studierte er weiter und bestand 1922 sein Lehramtsstaatsexamen in den klassischen Sprachen, Deutsch und Geschichte. Friedrich Crusius arbeitete zunächst als Hilfsassistent am Seminar für klassische Philologie an der LMU. Schon im Studium hatte er Adelheid Stifler, genannt Thea, kennengelernt. Die beiden heirateten 1926 und zogen ins schwedische Djursholm. Dort war der inzwischen promovierte Friedrich Crusius als Hauslehrer tätig. Ende 1927 kehrte die Familie mit dem in Schweden geborenen Peter zurück nach München, wo Friedrich Crusius erneut als Lehrer arbeitete. 1931 kam Tochter Marie-Luise zur Welt.
1935 wurde Friedrich Crusius wegen eines Nervenzusammenbruchs krankgeschrieben und kam in die Private Kuranstalt Neufriedenheim in München-Sendling. Noch im selben Jahr stellte ein amtsärztliches Gutachten Schizophrenie fest. Obwohl seine Frau Thea modernste Behandlungsmethoden und mehrmalige Verlegungen in andere Kliniken durchsetzte, verschlechterte sich Friedrich Crusius’ Zustand. 1938 wurde er zwangsweise in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar eingewiesen. Der letzte Eintrag in seiner Krankenakte vom September 1940 beschreibt ihn als „[a]utistisch, gesperrt, steif, grimassiert, hockt leer herum“. Am 24. Oktober 1940 kam Friedrich Crusius in die Zwischenanstalt Niedernhart bei Linz und wurde wenig später in die Tötungsanstalt Hartheimverschleppt. Seine Frau Thea erreichte zwar unter Berufung auf die Verwandtschaft mit dem Stellvertreter des „Führers“ Rudolf Heß, dass ihr Mann zurück nach Niedernhart verlegt wurde. Doch auch das rettete ihn nicht: Am 8. März 1941 starb Friedrich Crusius – offiziell an akuter Kreislaufschwäche nach hohem Fieber. Für seinen Bruder Otto gab es keinen Zweifel. „Er [wurde] als ‚lebensunwertes Leben‘ […] ausgelöscht“, schrieb er 25 Jahre nach Friedrich Crusius’ Tod an dessen Tochter Marie-Luise. (Text Barbara Wenzl, Lektorat C. Fritsche)