Als Ludwig Holleis am 7. Januar 1944 in der Daiserstraße 45 verhaftet wurde, hatte er sich keines Verbrechens schuldig gemacht. Er wurde nur inhaftiert, weil er der Bruder von Emma Hutzelmann war. Sie hatte mit ihrem Mann Hans die Widerstandsgruppe „Antinazistische Deutsche Volksfront“ gegründet.
Ludwig Holleis kam am 30. September 1897 als siebtes von insgesamt 15 Kindern des Bäckermeisters Kaspar Holleis und seiner Frau Maria in Rosenheim zur Welt. 1912 zog die Familie nach München in die Daiserstraße 45. Ludwig Holleis wurde Elektromaschinenbauer. Sehr viel mehr ist nicht über ihn bekannt. Seine Nichte erzählte später, er sei freundlich und lebenslustig gewesen. Ob er von der Widerstandstätigkeit seiner Schwester wusste, ist unklar. Nach der Verhaftung von Emma Hutzelmann und ihrem Mann Hans am 6. Januar 1944 wurden neben Ludwig Holleis auch sein Bruder Andreas, seine Schwestern Rosa und Dora sowie sein Schwager Stefan Eckstein gefangengenommen. Ludwig Holleis wurde erst im Gestapogefängnis in der Brienner Straße 50 inhaftiert; später kam er in das Strafgefängnis München-Stadelheim. Dort blieb er von den anderen Gefangenen getrennt. Immer wieder wurde er schwer gefoltert. Am 3. März 1944 ließ die Gestapo Ludwig Holleis in die Chirurgische Klinik in der Münchner Nußbaumstraße bringen. Dort durfte ihn seine Schwester Dora, die ebenso wie andere Familienmitglieder aus der Haft entlassen worden war, kurz besuchen. Erschüttert erinnerte sie sich später: „Ich hatte meinen Bruder nicht wiedererkannt.“ Ludwig Holleis erlag am 29. März 1944 den Folgen der Folter. Seiner Mutter teilte man mit, er sei „infolge von Kreislaufstörungen verstorben“.
Auch Ludwig Holleis‘ Schwager Hans Hutzelmann überlebte nicht: Er wurde zum Tode verurteilt und am 15. Januar 1945 ermordet. Emma Hutzelmann gelang zwar die Flucht aus dem Gefängnis Stadelheim, doch sie kam am 27. November 1944 bei einem Bombenangriff ums Leben. Ludwig Holleis‘ Bruder Andreas starb 1947 an den Spätfolgen der Folter. (Text Barbara Hutzelmann, Lektorat C. Fritsche)