Irmgard Blankenstein stammte aus einer Arztfamilie und lebte als Kind in Berlin-Charlottenburg und später am Bodensee. Als junges Mädchen verbrachte sie einige Jahre in einem Internat auf der südenglischen Insel Wight. Nach ihrer Rückkehr besuchte sie in München eine weiterführende Schule und verliebte sich in ihren doppelt so alten Lehrer Franz Burger. Die beiden heirateten 1916. Zwei Jahre später kam Tochter Marzella zur Welt, 1920 folgte Melitta. Nach der Geburt des zweiten Kindes litt Irmgard Burger unter Verfolgungsideen. 1922 kam sie in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar, wo die Ärzte Schizophrenie diagnostizierten. Nach mehreren Klinikaufenthalten konnte sie zurück zu ihrer Familie in die Destouchesstraße 14 kehren. Umsorgt von Haushälterin Anna lebte Irmgard Burger in einem eigenen Zimmer, zeichnete viel und sprach vor sich. Als Franz Burger 1933 starb, kümmerte sich Anna auch um Marzella und Melitta. Nach ihrer Heirat nahm sie Irmgard Burger bei sich auf.
Als Anna ausgebombt wurde, musste sie Irmgard Burger zu deren Eltern bringen. Weil diese nicht für ihre kranke Tochter sorgen konnten, wurde Irmgard Burger am 14. August 1943 in die Psychiatrische Abteilung des Schwabinger Krankenhauses aufgenommen. Gegen den Willen ihrer Eltern kam sie am 30. Dezember 1943 nach Eglfing-Haar. Dort besuchte Melitta Burger sie Anfang 1944 zum letzten Mal. Am 7. Dezember 1944 starb Irmgard Burger. Die in der Patientenakte überlieferte Gewichtstabelle zeigt, dass man sie im Rahmen der „dezentralen Euthanasie“ systematisch verhungern ließ. Am Ende wog Irmgard Burger bei einer Körpergröße von 1,60 Metern nur noch 30,5 Kilo.
Melitta Burger erfuhr erst im Januar 2015, wie ihre Mutter gestorben war. Mit großem Elan betrieb sie das Anbringen eines Erinnerungszeichens für Irmgard Burger. An der Veranstaltung am 18. Januar 2019 konnte sie nicht mehr teilnehmen: Melitta Burger starb nur wenige Tage zuvor, am 5. Januar 2019, im Alter von 98 Jahren.
(Text Sibylle von Tiedemann, Lektorat C. Fritsche)