Plakette mit Erinnerungszeichen für Joseph Zott
Biografie Detailseite 1

Joseph Zott


Geroltstr. 24

Geburtsdatum:
16.03.1901
Geburtsort:
München
Todesdatum:
15.01.1945
Todesort:
Brandenburg-Görden
Opfergruppe:
Politisch Verfolgte – Bürgerliche Kreise
Form:
Erinnerungszeichen (Tafel)
Anbringung:
26.01.2019
Stadtteil:
Schwanthalerhöhe

Joseph (auch Josef) Zott wurde am 16. März 1901 in München geboren und wuchs in einer katholischen Arbeiterfamilie auf. Der gelernte Schreiner war seit 1925 bei der Stadt München tätig. 1927 heiratete er Bettina Kohrherr. Das Paar lebte in der Geroltstraße 24 im Münchner Westend. Joseph Zott trat 1932 der Bayerischen Volkspartei (BVP) und deren Wehrorganisation Bayernwacht bei.
Nur wenige Monate nach der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten wurde die BVP am 4. Juli 1933 verboten. Joseph Zott blieb in Kontakt mit Gleichgesinnten und schloss sich dem Harnier-Kreis an, einer monarchistisch-katholischen Widerstandsgruppe um Adolf von Harnier. Die Mitglieder des Harnier-Kreises trafen sich immer wieder in Joseph Zotts Wohnung in der Geroltstraße zu Besprechungen. Sie verfassten eine ganze Reihe von intern weitergegebenen Informationsschriften und unterzeichneten sie mit „Schmied von Kochel“, ein sagenhafter bayerischer Volksheld. Nach Joseph Zotts Vorstellungen sollte die künftige bayerische Monarchie Teil eines Staatenbunds auf christlicher Grundlage sein; die Arbeiterinnen und Arbeiter sollten weitgehende Mitbestimmung erhalten.
Über Spitzel war die Gestapo über die Aktivitäten des Harnier-Kreises informiert. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden die führenden Mitglieder verhaftet. Joseph Zott wurde am 4. August 1939 ins Polizeigefängnis Ettstraße gebracht und noch am gleichen Tag in das Wittelsbacher Palais. Dort folterte und verhörte ihn die Gestapo. Zwischen 1940 und 1944 wurde Joseph Zott in den Haftanstalten Neudeck, Stadelheim und Cornelius inhaftiert. Obwohl die Ermittlungen des Oberreichsanwalts beim Volksgerichtshof bereits im Sommer 1940 abgeschlossen waren, erhielten er und die anderen acht Beschuldigten die Anklageschrift erst im April 1944. Am 26. Oktober 1944 verurteilte der Volksgerichtshof in Berlin Joseph Zott wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte „für immer“. Joseph Zott wurde ins Zuchthaus Brandenburg-Görden überstellt. Alle Gnadengesuche seiner Frau Bettina blieben erfolglos. Am 15. Januar 1945 wurde Joseph Zott mit dem Fallbeil hingerichtet.
(Text Friedbert Mühldorfer, Lektorat C. Fritsche)